Es freut uns Ihnen die Preisträger:innen des diesjährigen BDA Studienpreises der THM bekannt geben zu dürfen. Die Jury des BDA aus den Mitgliedern Renate Fehling, Darmstadt und Frank Dorbritz, Bad Hersfeld sowie Johannes Wehner, Fulda hat am Freitag, den 16. Oktober 2021 getagt.
Studiengang Architektur Bachelor
- Preisträgerin ist Nina Kryvenko mit ihrem Entwurf "Haus der Stille" bei Prof. Bartosz Czempiel
Studiengang Architektur Master
- Anerkennungen für den Entwurf „Altes Maschinenhaus der Grube Fortuna" von den Bearbeiterinnen Michelle Gödel und Larissa Bätzel betreut von Prof. Nikolaus Zieske, Prof. Norbert Hanenberg und Prof. Jürgen Hauck
- Anerkennung für den Entwurf "Coworking Hub Erdkauter Weg" von den Studierenden Greta Romberger, Amon Zang und Daniel Bauer betreut von Prof. Dirk Metzger, Prof. Maik Neumann und Prof. Boris Kruppa
Der BDA Mittelhessen gratuliert ganz herzlichen den Gewinnern.
Die Entwürfe und Jury-Entscheidungen
Auszeichnung Bachelorarbeit, "Haus der Stille"
Nina Kryvenko betreut von Prof. Bartosz Czempiel
Der Entwurf „Haus der Stille“ ist mit seiner Umsetzung der Aufgabenstellung im Ganzen gerecht geworden. Die Verfasserin hat einen scheinbar einfachen Baukörper entwickelt, der bei genauem Hinsehen differenziert und vielfältig ist. Ein spannendes Gebäude mit interessanten Wegeführungen, der Stille entsprechend. Mit unterschiedlichen Ausblicken unterstreicht die Verfasserin die individuellen Interpretationsmöglichkeiten der Stille. Es entstanden verschiedene Positionen zum Verweilen.
Im Inneren des Baukörpers ist ein komplexer Raum mit Lichtführung und Aufenthaltsmöglichkeiten entstanden. Es entwickeln sich Plätze, die je nach Bedürfnis besetzt werden können. Eine Veränderung im Raum im Laufe des Tages durch die unterschiedlichen Lichteinbrüche ist gegeben. Der Ausdruck der Stille wird schon beim Betrachten der Arbeit deutlich. Sehr gut sind die Räume spürbar. Durch die gute Darstellung wird dies noch gefestigt.
Die Materialität nimmt sich angemessen zurück und ermöglicht dadurch ein unabgelenktes Raumgefühl. Die Reduktion ist dem Konzept entsprechend. Eine Auseinandersetzung mit Material und deren Wirkung ist positiv spürbar.
Für die Jury ein eineindeutiger Preis in Konzept, Ausarbeitung und Darstellung.
Anerkennungen Masterarbeiten
Bei den Master-Arbeiten wurden auch dieses Jahr wieder sehr interessante Projekte vorgestellt, jedoch konnte hier leider keine Arbeit in allen Stufen der Projektbearbeitung restlos überzeugen. Auch bei den besten Arbeiten wurde entweder der Focus besonders auf den konzeptionellen Ansatz gelegt und die weitere Durcharbeitung in letzter Konsequenz versäumt, oder das Konzept war nicht ganz zwingend, jedoch hatte sich dann in der späteren Bearbeitung eine hohe Qualität in der gestalterischen Auslegung gezeigt. So haben wir uns entschieden den Preis dieses Jahr auf zwei diesbezüglich herausragenden Beispielen als jeweilige Anerkennung aufzuteilen.
Anerkennungen Masterarbeit, "Altes Maschinenhaus der Grube Fortuna"
Michelle Gödel und Larissa Bätzel betreut von Prof. Nikolaus Zieske, Prof. Norbert Hanenberg und Prof. Jürgen Hauck
Behandelt werden soll hier zunächst eine Arbeit, die zwar in der grundsätzlichen Konzeption Fragen aufwirft, jedoch bei der die weitere architektonische Bearbeitung eine hohe Qualität erbracht hat. Ziel war es hierbei unterschiedliche Gebäude-Teile der „Erlebnisgrube Fortuna“ für Besucher besser zu erschließen und das Angebot durch weitere Funktionsbereiche, insbesondere durch Installation eins Museums, zu verbessern. Angesichts der gewählten Formen und der intensiven und das theatralische nicht scheuenden Inszenierung wirkt die Aufgabe u.a. (nur) ein lokales Bergbau-Museum zu entwickeln allerdings etwas übererfüllt.
So erscheint es z.B. unangemessen ein Gebäude einer Zechenanlage mit technischer und daher recht profaner Bedeutung im Mittelpunkt einer im Ansatz ringförmigen Anlage derart zu überhöhen. Dabei wirken auch die in diesem diese Formen „gezwängten“ Übernachtungsmöglichkeiten der Herberge etwas deplatziert.
Gleichwohl zeichnet sich die unter dem Motto „der Weg ist das Ziel“ entwickelte Architektur von tunnelartigen Räumen durch hohe Qualität aus. Mit sehr wenigen aus Kreissegmenten bestehenden Grundformen gelingt es den Verfasserinnen sehr unterschiedliche Atmosphären und interessante Raumfolgen zu schaffen. Leichte Abweichungen reichen aus, um dabei eine lebendige Spannung und Rhythmus aufzubauen. Die gewünschte und postulierte Wirkung „Neugierde einfangen“ wird durch die geschaffene Architektur und ihr Prinzip der „Raumbildung durch Konstruktionsachsen“ erreicht und somit auch die funktionale Aufgabe erfüllt. Auch die Einbindung in die Natur und Landschaft erscheint gut gelöst.
Ebenso sicher wird die Innenarchitektur der denkmalgeschützten Bausubstanz behandelt.
Anerkennungen Masterarbeit, "Coworking Hub Erdkauter Weg"
Greta Romberger, Amon Zang und Daniel Bauer betreut von Prof. Dirk Metzger, Prof. Maik Neumann und Prof. Boris Kruppa
Die zweite Arbeit, die wir mit einer Anerkennung auszeichnen möchten, setzt sich auf eine beeindruckend vielschichtige Weise mit gleich einer ganzen Reihe von elementaren Fragen des gegenwärtigen und zukünftigen Planen und Bauens auseinander. Inhaltlich beschäftigt sich die Arbeit mit der Frage, wo und wie wir zukünftig arbeiten und welche baulich strukturelle Voraussetzung dafür nötig sind. Die drei Studierenden lösen sich mutig von etablierten und stark vordefinierten Bürokonzepten und setzen auf ein Maximum an Flexibilität und Selbstbestimmung durch den Nutzer. Das Gebäude selbst bildet sinnbildlich nur noch den primären Rahmen, bestehend aus räumlicher und thermischer Hülle und einer Grundversorgung mit haustechnischer Infrastruktur. Die Ausgestaltung seines individuellen Arbeitsplatzes nimmt der Nutzer immer wieder neu und abhängig von der jeweiligen Tätigkeit vor. Wünschenswert wäre an dieser Stelle noch, dass die Architektur dem Nutzer dazu die richtigen Bausteine an die Hand gibt und anleitend sicherstellt, dass bei aller Freiheit die räumlich sowie materielle Qualität nicht zu kurz kommt.
Die Arbeit setzt weiterhin einen Schwerpunkt auf das Thema Weiter- / Wiederverwendung von ganzen Bauteilen in Form eines modularen konstruktiven Systems mit reversiblen Verbindungen. Ebenso wurde der Frage nach einem effizienten und umweltschonenden Versorgungskonzept auf vorbildlich integralem Weg nachgegangen. Auch hier wünscht man sich, dass sich das bereits theoretisch Erarbeitete noch stärker in dem später fass- und spürbarem Gebäude widerspiegelt.
In Summe zeigt die Arbeit sehr deutlich, dass die jungen Planer sich der Verantwortung unserer Profession für eine nachhaltigere Gestaltung unserer gebauten Umwelt bewusst sind und diese mutig annehmen. Dies sollte ein gutes Beispiel für uns alle sein.