Drei innovative studentische Projekte zum Thema Bauen und Ressourcenschonung werden im Rahmen der Architekturbiennale VENICE 2023 präsentiert. Die Ausstellung, die vom 20. Mai bis zum 26. November 2023 in Venedig stattfindet, wird vom ECC Italy (European Cultural Centre - Italy) organisiert und bietet einen Einblick in zukunftsweisende Entwicklungen im Bauwesen. Die diesjährige Ausstellung trägt den Titel „Time Space Existence“ und findet in den Ausstellungsräumen Palazza Bembo, Palazzo Mora und Giardini della Marinaressa statt.
Die drei ausgewählten Projekte wurden im Rahmen eines interdisziplinären Moduls von Studierenden der Architektur und des Bauingenieurwesens entwickelt. Die Projekte zeichnen sich durch ihre Nachhaltigkeit und Effizienz aus und zeigen, wie eine ansprechende Architektur und Ressourcenschonung in Einklang gebracht werden können. Die Ausstellung der Projektarbeiten wurde von Prof. Thomas Vinson (Fachgebiet Gestaltung) und Prof. Christine Döbert (Fachgebiet Numerische Methoden und Baustatik) kuratiert.
Grundgedanke use.less
Die Bauindustrie ist eine der ressourcenintensivsten Industrien der Welt. Zunehmende Ressourcenknappheit und die durch die Klimaerwärmung notwendige Reduktion der CO2-Emissionen zwingen zu einem Umdenken in der Planung, Gestaltung und Ausführung von Bauwerken. Eine ressourcenschonende Baukultur ist dringend erforderlich. Der Entwurf von Bauwerken sollte sich sehr viel stärker an der Wiederverwendung und Weiterentwicklung von Materialien orientieren und nicht daran, was aus neuen Materialien geschaffen werden kann.
Studierende des Fachbereichs Bauwesen der Technischen Hochschule Mittelhessen haben sich in Projektarbeiten mit der Frage beschäftigt, wie aus Abfallprodukten der Bauindustrie und aus Abbruchmaterialien neues Design entstehen kann. Die Ästhetik und Formensprache der entwickelten Konstruktionen haben dabei einen hohen Stellenwert. Nur wenn Nachhaltigkeit mit Ästhetik verbunden wird, hat sie eine Chance auf Akzeptanz.
Projekt waste.less
Das erste Projekt "waste.less" ist ein modulares Konzept für den Bau von Gebäuden aus recycelten Materialien. Die Studierenden haben eine innovative Methode entwickelt, um Abfälle aus der Bauindustrie zu recyceln und in die Konstruktion zu integrieren. Das Ergebnis ist ein nachhaltiges und kosteneffektives Konzept, das anhand des Entwurfs eines Informationsgebäude veranschaulicht wird.
Ausgangsmaterial waren Reststücken, die beim Zuschnitt von Brettsperrholz anfallen. Aus den Holzreststücken wurde ein Grundmodul entwickelt, das beliebig kombiniert und aneinandergereiht werden kann.
Vom rechteckigen Grundkörper bis hin zur geschwungenen Architektur lassen sich unterschiedlichste Formen und Baukörper realisieren. Ausdruck dieses Gestaltungsspielraums ist die dynamische Form des Entwurfs. Sie entsteht durch die Verformung eines Würfels, dessen Oberseite an einer Ecke geknickt wird. Dadurch entsteht eine doppelt gekrümmte Dachfläche, die den Eingang des Gebäudes mit einer sich öffnenden Geste markiert.
Projekt drop.less
Die Idee beruht auf der Verwertung von Bauschutt. Nach dem Abbruch von Gebäuden wurde der Bauschutt grob vorsortiert und in verschiedene Größen zerkleinert. Mit Hilfe eines selbstverdichtenden Betons wurden aus den Abbruchkörpern Plattenelemente entwickelt, die unter anderem als Fassadenelemente eingesetzt werden können. Dabei bilden die Abbruchkörper eine Reliefstruktur, die sich als Kontrast über die homogene und sehr glatte Betonfläche verteilt. Für jeden Abbruch entsteht eine eigene charakteristische Komposition von Bruchkörpern. Die Gestaltung und die Ästhetik der Platten wird durch die zufällige Verfügbarkeit der Materialien vor Ort bestimmt. Es entsteht eine Verbindung und Wertschätzung gegenüber dem Abbruch sowie eine Aufmerksamkeit für die strukturelle Veränderung des Materials.
Projekt stand.less
Das Projekt entstand aus den großen Mengen an Brettsperrholz und Stahl, die für Laborversuche verwendet wurden. Dem Material sollte eine neue Funktion zugeschrieben werden. Die Modulgröße der Versuchskörper eignete sich sehr gut, um über Sitzgelegenheiten für den Campus nachzudenken. Die Herausforderung bestand darin, diese Versuchskörper so ökonomisch wie möglich und mit so wenig Eingriffen wie möglich zu verändern. Die Form, aber auch die bequeme Funktion der Sitzgelegenheit sollte beibehalten werden, um eine lange und gerechte Nutzung auf dem Campus zu erfahren.
Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, diese innovativen Projekte kennen zu lernen und die Zukunft des Bauens mitzugestalten. Besucher:innen können die Projekte bewundern und sich von den Ideen und Konzepten inspirieren lassen. Prof. Thomas Vinson und Prof. Christine Döbert waren mit einzelnen Studierenden vor Ort, um die Arbeiten persönlich aufzubauen. Die Ausstellung wurde am 18. und 19. Mai im Rahmen einer Preview Party eröffnet und ist bis zum 26. November für Besucher:innen zugänglich.