Das Deutsche Ingenieurblatt interviewte Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich des digitalen Bauantrags:
"Die Bundesregierung und die Bundesländer haben sich auf die Einführung eines digitalen Bauantrags verständigt. Der Wunsch nach Bürokratieabbau und beschleunigten Genehmigungsverfahren ist eng mit der flächendeckenden Einführung verbunden. Doch wie sieht die aktuelle Entwicklung aus? Hierzu gibt Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Initiator des ersten Kongresses „Digitale Baugenehmigung“, der im April 2024 stattfindet, im Interview eine Einschätzung ab.
Für den digitalen Bauantrag wird es keine bundesweit einheitliche (EfA-)Lösung geben. Teilweise gibt es sogar abweichende Prozesse auf kommunaler Ebene gegenüber dem eigenen Bundesland. Verstehen Sie den Frust bei Planerinnen und Planern weiterhin mit einem Flickenteppich an Lösungen leben zu müssen?
Diaz: Der Bund verfolgt bei der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen das Prinzip „Einer für alle“, um eine möglichst effiziente Umsetzung zu erreichen. Bei Verwaltungsprozessen, die in allen Bundesländern gleich oder sehr ähnlich sind, ist auch eine deutliche Effizienzsteigerung zu erwarten. Bei Verwaltungsprozessen, die aufgrund der Landesgesetzgebung von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein können, kann es vorkommen, dass nicht alle Bundesländer diesem Prinzip folgen. Im Fall der digitalen Baugenehmigung hat sich die Mehrheit der Bundesländer für die einheitliche (EfA-)Lösung entschieden. Hintergrund für die (noch) nicht erfolgte Übernahme sind die zum Teil bereits weit fortgeschrittenen Lösungen einzelner Bundesländer und die sehr komplexen Prozesse im Rahmen der Bauantragsverfahren. Bei rund 900 Bauaufsichtsbehörden in Deutschland gibt es bereits einige gute kommunale Eigenentwicklungen. Die Entscheidung in den Kommunen, die bestehenden Lösungen durch die einheitliche (EfA-)Lösung zu ersetzen, fällt daher nicht leicht. Diese manchmal langsamen oder widersprüchlichen Entscheidungen, die wir uns in Deutschland durch den Föderalismus erkaufen, haben aber auch den großen Vorteil, dass die Experimentierfreudigkeit und Innovationsfähigkeit gestärkt werden. Wenn ich mir vorstelle, dass wir demnächst vielleicht fünf digitale Bauantragsverfahren parallel haben, dann können alle Verfahren von diesem Wettbewerb profitieren, auch wenn es eigentlich kein Wettbewerb ist. Der heutige Flickenteppich wird für die Planer deutlich übersichtlicher. Die Zahl der Lösungen wird sich reduzieren. (...)"
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Am 29. und 30. April 2024 veranstalteten die Technische Hochschule Mittelhessen und die TransMIT GmbH erstmals den Kongress Digitale Baugenehmigung.
Weitere Informationen unter: go.thm.de/digi-bau