Hüttenberg hat kein Schwimmbad mehr. Die kleine Gemeinde, sowohl von Gießen wie von Wetzlar aus nur wenige Autominuten im Süden, hat ihr Bad vor einigen Jahren an den Alterungsprozess verloren. Es war marode, eine Sanierung nicht wirtschaftlich umsetzbar. Damit aber hat die gewachsene Mitte zwischen den Ortsteilen Hochelheim und Hörnsheim mit Sportzentrum, Bürgerhaus und einem großen Parkplatz, mit benachbarten Restaurants, Ärzten und Geschäften ihr Herz verloren. An der „Neuen Mitte“ planen auch Studierende der THM mit – zumindest als Studienleistung.
Der Kontakt kam über den Hüttenberger Malte Philipp Jung zustande, der am Fachbereich Bau studiert und in der Stabstelle Nachhaltigkeit der THM beschäftigt ist. Professor Dirk Metzger und der wissenschaftliche Mitarbeiter Wolfgang Döring formulierten eine Aufgabenstellung für Studierende im Master Architektur. Im Rahmen eines integralen Entwurfsprojekts waren auch die Professoren Maik Neumann und Dr. Boris Kruppa sowie der wissenschaftliche Mitarbeiter Christian Hillgärtner beteiligt, die Aspekte zu nachhaltigem Bauen und technischer Gebäudeausrüstung einbrachten.
„Meistens handelt es sich bei diesen Aufgaben ja um fiktive Projekte“, erläutert Jung. Die Studierenden seien in diesem Projekt hingegen von der Realitätsnähe begeistert gewesen. Im Frühjahr 2022 hat es eine Begehung des Projektgebietes gegeben. „Die Präsentation beim Lenkungsausschuss im Herbst war dann natürlich noch mal etwas Anderes, als Ergebnisse nur vor Lehrenden zu zeigen“, so Jung. Der Lenkungsausschuss mit Bürgermeister Christof Heller, Bauabteilung, Gemeindevertretern und der Geschäftsführung des Trägervereins Hallenbad hatte viele Fragen, deren Antworten in die weitere politische Diskussion in Hüttenberg einfließen.
Die Bürger Hüttenbergs entschieden sich 2019 mehrheitlich dafür, dass sie ein neues Schwimmbad wollen. Damit war klar, dass es für den Standort eine umfassende Planung geben müsse, die den Anforderungen der Zeit gerecht würde – beginnend etwa schon bei der nur scheinbar trivialen Frage der nötigen Parkplätze. Denn die sind oftmals leer, bei Handballspielen des TV Hüttenberg aber auch mal völlig überbelegt. „Der Bedarf der Profis, etwa nach einem Umkleidetrakt, Geschäftsräumen und einem VIP-Raum, war uns ebenso wichtig wie die Wünsche des Trägervereins Hallenbad nach zum Beispiel einer Zwei-Becken-Lösung“, so Jung. Er fungierte als Schnittstelle zwischen Fachbereich und Studierenden auf der einen und den Hüttenbergern auf der anderen Seite, wozu er im Vorfeld mit den Geschäftsführungen von TV Hüttenberg und dem Trägerverein Hallenbad zusammensaß, um deren Wünsche und Ideen in ein Raumprogramm aufzunehmen.
„Unser Anspruch zusammen mit den Studierenden war es, Vorschläge zu liefern, die auch tatsächlich umsetzbar wären“, erläutert Prof. Metzger – auch wenn Aspekte wie etwa die Finanzierung für die Entwürfe der angehenden Architekten keine Rolle spielen sollten. Insgesamt arbeiteten neun Teams an dem Projekt und durften ihre Ideen für Hüttenbergs „Neue Mitte“ am Schluss nicht nur dem Lenkungsausschuss, sondern Anfang Dezember in einer kleinen Vernissage auch den Bürgerinnen und Bürgern vorstellen. „Die Studierenden haben da viel Zuspruch erfahren“, berichtet Jung.
Unabhängig von den Noten für ihr Studium wurden drei Gruppen mit je 300 Euro bedacht, ausgelobt vom Trägerverein Hallenbad. Obendrauf gab es Karten für Heimspiele des TV Hüttenberg. Vielleicht das größte Lob aber mag sein, dass Ausschnitte einer der Arbeiten in einen – letztlich wegen sechsfacher Überzeichnung jedoch erfolglosen – Antrag der Gemeinde zum Förderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen Sport, Jugend und Kultur“ des Bundes integriert wurden.
Quelle: THM Pressestelle, Gießen, 9. Februar 2023