Wie lässt sich ein Ort gestalten, der demokratische Werte nicht nur repräsentiert, sondern aktiv Raum für Teilhabe, Begegnung und Entwicklung schafft? Mit dieser komplexen Frage setzten sich Architekturstudierende der TH Mittelhessen im Rahmen einer Entwurfsaufgabe auseinander. Im Fokus stand das zentrale Grundstück am Kirchenplatz in Gießen – ein städtebaulich und gesellschaftlich aufgeladener Ort, der bislang keine überzeugende urbane Qualität bietet. Ziel war es, ein „Haus der Vielfalt“ zu entwerfen: ein Gebäude, das als offener, wandelbarer Raum für gelernte, zu lernende und angewandte Demokratie dient und die Stadtgesellschaft auf vielfältige Weise anspricht.
Die gestalterische Freiheit bei der Platzierung des Baukörpers wurde bewusst gewährt, um eine differenzierte Auseinandersetzung mit der unmittelbaren Umgebung zu ermöglichen. Dabei galt es, die benachbarte Stadtkirche als bedeutenden Bezugspunkt in Höhe, Raumwirkung und Funktion planerisch und inhaltlich zu berücksichtigen. Ebenso war der Kirchplatz als Teil einer städtebaulichen Abfolge mit Lindenplatz und Marktplatz zu verstehen – mit dem Ziel, durch kluge architektonische Setzungen neue stadträumliche Qualitäten zu schaffen.
Ein zentrales Merkmal der Entwurfsaufgabe lag in der Frage nach zukünftiger Wandelbarkeit: Das Gebäude sollte auf unterschiedlichste, sich ändernde Nutzungsanforderungen vorbereitet sein – von Veranstaltungsräumen über Begegnungsorte bis hin zu Bildungsformaten. Diese Herausforderung erforderte eine strukturierte Planung von Erschließungselementen und Versorgungsschächten sowie flexible Raumkonzepte, etwa durch Schalträume. So entstand eine Vielzahl von Konzepten, die Nachhaltigkeit, Funktionalität und Offenheit in einer „denkenden“ Architektur zusammenführen.
Neben städtebaulichen Aspekten wie Blickachsen, Anbindungen, Erweiterungspotenzialen und Freiraumbezügen war auch die Sichtbarkeit und Wirkung im Kontext bestehender Bauten von großer Bedeutung. Die Studierenden setzten sich intensiv mit der Lage im Stadtgefüge, der Dichte angrenzender Bebauung sowie der Wirkung des Entwurfs als neuer öffentlicher Leitort auseinander.
Die Ergebnisse dieser intensiven Auseinandersetzung werden vom 07. bis 25. Mai 2025 im Museum für Gießen präsentiert.
Veranstaltungsort:
Museum für Gießen
Brandplatz 2
35390 Gießen
Raum: Netanya-Saal
Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Pre-Finissage am Dienstag, den 20. Mai 2025 um 18 Uhr, bei der Prof. Norbert Hanenberg eine begleitende Ansprache halten wird.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich ein Bild von den vielschichtigen architektonischen Antworten auf diese herausfordernde Entwurfsaufgabe zu machen.