2022 StratoBallonPTRABereits im November 2020 wurde ein Stratosphären-Ballon an der JLU erfolgreich gestartet und seitdem wurde das Projekt fleißig weiterentwickelt und neue Experimente überlegt. Am Mittwoch den 18. Mai 2022 zu High-Noon war es dann soweit. Ein neuer Stratosphären-Ballon, versehen mit diversen Sensoren und Mikrobiologie-Kulturen an Board, wurde von Studierenden der Physik und des Kooperationsstudiengangs Physik und Technologie für Raumfahrtanwendungen (PTRA) auf dem Campus der Justus-Liebig-Universität Gießen gestartet.

Der Stratosphären-Ballon wurde im Rahmen des Moduls „Studienprojekt“, eines der Pflichtmodule im Hauptstudium des Bachelorstudiengangs PTRA, entwickelt. Das Team, bestehend aus 15 Studierenden und ihren Betreuern apl. Prof. Jens Sören Lange mit Stephanie Käs sowie Dr. Hans-Georg Zaunick mit Kim Giebenhain, hatte sich dabei in zwei Bereiche unterteilt:

Das Sensor-Team hatte die Aufgabe, mehrere Sensoren zu programmieren, die während des Flugs verschiedenste Messungen wie Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Lufttemperatur, Ozongehalt, UV-Strahlung und Beschleunigung aufzeichnen sollen.

Weiterhin wurde ein selbstgebauter Geigerzähler, ein Magnetfeldsensor, der einen höhenabhängigen Verlauf des Erdmagnetfelds aufzeichnen soll, ein LoRa-Board, welches die Kommunikation mit dem Ballon während des Flugs ermöglichen soll, eine RS41-Sonde, ein Gyroskop sowie ein Myonen Detektor eingebaut.

Das Mikrobio-Team beobachtet ungefährliche Bakterienkulturen aus einem Labor der THM unter Weltraumbedingungen. Hier ist vor allem der Einfluss der stärkeren Exposition kosmischer Strahlung, des erhöhten UV- und Ozongehalts und natürlich auch der niedrigeren Temperaturen von Interesse.

2022 StratoBallonPTRA SondeDie Sonde mit allen Sensoren und Bakterien wird von einem großen Latexballon getragen, der mit Helium befüllt ist. Beim Aufstieg in die Stratosphäre soll sich dieser bis zu einem Durchmesser von etwa 11 Meter ausdehnen und voraussichtlich in einer Höhe von 35 km platzen. Die Sonde soll dann mit einem kleinen Fallschirm zurück auf die Erde fallen, wo sie eingesammelt wird um alle Daten auswerten zu können. So der eigentliche Plan.

Nachdem der Ballon von den Studierenden mit Handschuhen in den Himmel geschickt wurde, verfing sich die Sonde gleich nach dem Start in einem Baum. Durch Rütteln und Schütteln des Baumes konnte die Sonde befreit werden und der Ballon setzte seine Reise in die Stratosphäre fort.

„Leider verlief der Flug nicht ganz wie geplant und wir haben kurz nach dem Start den Kontakt verloren und wissen jetzt nicht genau, wo sich unser Ballon befindet“, berichtet Sarah Pappert vom Team-Sensor. Von der ursprünglich geplanten dreistündigen Flugzeit ist der Ballon nun mehrere Tage unterwegs und wurde zuletzt in Belgien geortet. Mittlerweile müsste die Sonde gelandet sein, doch durch die unberechenbaren Jetstreams und weitere Unbekannte ist eine exakte Berechnung der Landung nicht möglich.

Trotz des ungewissen Endes der Mission sind alle Teammitglieder sehr stolz auf ihr Studienprojekt und zufrieden mit den vorhergehenden Tests. „Die Arbeit hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und wir haben eine Menge neue Kenntnisse und Fähigkeiten mitgenommen.“, so Pappert.

Wir hoffen, dass die Sonde sicher den Erdboden erreicht hat und von der Gruppe geortet, geborgen und ausgewertet werden kann.