"Breaking the Surface" 2022

Exkursion zum Workshop in Kroation: Viele neue Eindrücke - und ein toller Erfolg

202209 BTS TeamTHMVom 24. September bis 3. Oktober 2022 führte der Fachbereich Elektro- und Informationstechnik eine Exkursion zum maritimen Robotik-Workshop „Breaking the Surface“ nach Biograd na Moru in Kroatien durch. Unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Glotzbach, der auf eine mittlerweile fast 20jährige Forschungs- und Entwicklungstätigkeit im Bereich mobiler Roboter über und unter Wasser zurückblicken kann und den Workshop bereits zum zwölften Mal besuchte, machte sich eine fünfköpfige Gruppe auf die Reise. Neben Swetlana Fjodorow und Peter Weimar, die beide als Laboringenieure am Fachbereich tätig sind, gehörten auch die Studierenden Christine Kornmann und Lukas Schmidt zum Team der THM.

Der internationale “Interdisciplinary Field Workshop of Maritime Robotics and Applications” findet seit 2009 jährlich statt. Er wird von der University of Zagreb, Faculty of Electrical Engineering and Computing organisiert und unterscheidet sich deutlich von vergleichbaren Veranstaltungen im wissenschaftlichen Feld. Während der ersten Tageshälfte finden Vorträge internationaler Experten statt. Diese gehen aufgrund der Heterogenität der Teilnehmer (nicht nur Entwickler maritimer Roboter aus dem ingenieurwissenschaftlichen und Informatik-Bereich, sondern auch Anwender dieser Technologien wie Meeresbiologen, -geologen, Unterwasserarchäologen etc.) mehr in die Breite als in die Tiefe. Daher sind sie auch für Bachelorstudierende gut verständlich und bilden eine hervorragende Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Hier war z.B. ein neuer Forschungsbericht der Unterwasserarchäologin Prof. Bridget Buxton dabei, die als erste Frau in einem Kohlefaser-Tauchboot zum Wrack der Titanic hinabgetaucht ist.

In der zweiten Tageshälfte finden Tutorials und Demonstrationen statt, welche es den Teilnehmern ermöglichen, zeitgemäße maritime Technologie im Einsatz zu sehen und oft auch selbst damit arbeiten zu können. Während der ebenfalls gut organisierten Abendveranstaltungen lässt sich hervorragend Social Networking betreiben, und man kommt mit Teilnehmern aus den verschiedensten Ländern ins Gespräch, was der Erweiterung des eigenen kulturellen Horizontes dient.

202209 BTS Versuche auf dem MeerDie Organisatoren hatten sich für die diesjährige Veranstaltung etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Alle Teilnehmenden konnten an einer „Underwater Localization Challenge“ teilnehmen. Zu diesem Zwecke wurden zwei akustischer Pinger in einem 800 mal 800 Meter großem Gebiet vor der Küste Biograds in etwa 10 Meter tiefem Gewässer nahe des Meeresbodens verankert. Die Pinger sendeten etwa alle 30 Sekunden eine akustische Nachricht. Jedes Teilnehmerteam erhielt drei hydroakustische Empfänger, einen GPS- Empfänger, Hilfsmaterialien wie Taue, Bojen, Anker und Kabelbinder sowie einen 60minütigen Zugang zu einem kleinen Boot mitsamt Fahrer. In Eigenverantwortung mussten nun Messungen mit den Empfängern durchgeführt werden, welche bei Empfang eines Signals der Pinger die Empfangszeit im UTC-Format (Time of Arrival) sowie die Pinger-ID speichern. Nach Ablauf der 60 Minuten musste das Equipment im einwandfreien Zustand zurückgegeben werden (Zitat des verantwortlichen Programmchefs: „You lose it, you buy it!“), das Team erhielt die aufgezeichneten Messwerte und hatte dann einen Tag Zeit, die Position der Pinger möglichst exakt zu schätzen. Die Ergebnisse und die herangezogenen Methoden mussten im Rahmen einer kurzen Präsentation vor den Veranstaltern und den anderen Teams vorgetragen werden. Dabei waren eine Vielzahl von Schwierigkeiten zu berücksichtigen, etwa die fehlende Synchronisation der Systemuhren zwischen den Pingern und den Empfängern untereinander, der Signal-Rauschabstand und der Umgang mit fehlenden und fehlerhaften Messwerten.

Auch die Teilnehmer*innen der THM stellten sich dieser Challenge. Die Herausforderung war groß; hatte doch außer Prof. Glotzbach noch niemand im Bereich der martimen Robotik Erfahrungen sammeln können. Nach schwierigen Messwertaufnahmen aufgrund hohen Seegangs und intensiver Nachbearbeitung der Messergebnisse in vielen Sitzungen konnten sie schließlich ein Resultat abliefern. Und ihr Einsatz sollte sich lohnen: Beim abschließenden Gala Dinner wurde das Team der THM für die „Best Methodology“ mit der Trophäe für den 2. Platz der Challenge ausgezeichnet.

202209 BTS TeamTHM

Nach einer guten Woche kehrte Team-THM zurück nach Gießen. Die Exkursion bewerten alle positiv. Es konnten viele neue Eindrücke über aktuelle Themen in der Entwicklung und Anwendung der maritimen Robotik gewonnen werden, neue Kontakte zu anderen Einrichtungen geknüpft und vertieft werden, und das Abschneiden in der Challenge ist eine tolle Motivation für zukünftige Forschungsaktivitäten. Zusätzlich erhalten die studentischen Teilnehmer*innen zwei ECTS Creditpoints von der University of Zagreb für die Workshopteilnahme.

„Wir wollen nächstes Jahr gerne wieder teilnehmen“ sagt Prof. Glotzbach abschließend, „und dabei wenn möglich auch mehr Studierende mitnehmen, um Ihnen die Bedeutung praktischen Arbeitens im Berufsalltag eines Ingenieurs zu verdeutlichen“. Dazu soll im kommenden Jahr vielleicht eine spezielle Challenge für Bachelorstudierende angeboten werden; hierzu steht Prof. Glotzbach im Austausch mit den Organisatoren.