DJI 0016 webIm Kontext Prävention und Gesundheitsförderung forscht ein Team an der THM um Frau Prof. Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong zum Thema humane Papillomviren (HPV). Das Ziel ist es, Faktoren besser zu verstehen, die für die Zielgruppen auschlaggebend sind um eine Impfung vornehmen zu lassen, sei es die eigene Impfung oder die des eigenen Kindes. Zu diesem Thema konnte die Masterthesis von Karin Moser auf dem Deutschen Krebskongress 2022 in Berlin zusammen mit der Bachelor-Praktikantin Nadine Koller auf zwei Postern präsentiert werden.


Im Juni 2024 konnte die THM Frau Moser die Reise zur Nationalen Impfkonferenz nach Rostock/Warnemünde ermöglichen. Hier präsentierte sie in Kooperation mit VISION-ZERO E.V. – GEMEINSAM GEGEN KREBS das Poster HPV-Impfung JETZT – Eliminierung von HPV-assoziierten Karzinomen durch HPV-Impfung. (https://nationale-impfkonferenz.de/)

Frau Prof. Dr. Maulbecker-Armstrong und Frau Moser sind sich einig: „Jede Krebserkrankung die verhindert werden kann ist ein Gewinn, sowohl für das Individuum, als auch ökonomisch für die Gesellschaft. Jeder und jede sollte die Chance nutzen, einer Krebserkrankung durch eine simple Impfung vorzubeugen.“

 Vision Zero 2024 vision zero
Ebenfalls im Juni 2024 reisten Frau Prof. Dr. Maulbecker-Armstrong und Frau Moser zum Vision Zero Summit nach Berlin (https://www.vision-zero-summit.de/).  Unter dem Motto Gemeinsam dem Krebs „die rote Karte“ zeigen wurden neue Behandlungsmöglichkeiten unterschiedlicher Krebserkrankungen präsentiert, aber auch zu HPV konnte in einer Session diskutiert werden. Frau Prof. Dr. Maulbecker-Armstrong leitete gemeinsam mit Frau Dr. Julia Löffler von Vision Zero die Podiumsdiskussion mit den Diskutanten Andreas Storm (DAK), Dr. Michael Hubmann (BVKJ), dem Gynäkologen Prof. Dr. Peter Hillemanns und Patientenvertreterin Michaela Biermann.

Hintergrund zu HPV ist, dass einige der über 200 HP Viren zu den Hochrisikotypen zählen, die bei Frauen Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten im Genitalbereich verursachen, können. Jährlich versterben mehr als 1.500 Frauen in Deutschland am Zervixkarzinom. Da die Erkrankung jüngere Frauen betrifft, betragen die years of life lost (YLL) 25 Jahre. Männer leiden meist an HPV-assoziierten Kopf-Hals-Tumoren. Neubildungen finden sich hier allerdings auch im Genitalbereich. Das Virus wird über Sexualkontakte übertragen, ein Schutz durch Kondome ist bei HPV jedoch nicht ausreichend. Im Laufe des Lebens infizieren sich so ca. 80 % der Bevölkerung mit HP Viren. Auch wenn nur bei ca. 10 % der infizierten Personen der Erreger persistiert und zu Tumoren frühen kann, ist eine frühzeitige Impfung im Alter von 9-14 Jahren für Mädchen und Jungen wichtig.

Die Eliminierung von HPV-assoziierten Krebserkrankungen ist seit 2020 weltweit erklärtes Ziel der WHO und wurde 2021 von der EU Kommission als Teil des Europe‘s Beating Cancer Plans adaptiert. Trotzdem gibt es große Unterschiede innerhalb der EU, nicht nur in den HPV-Impfraten sondern auch in den Strategien zur Impfquotensteigerung. In Deutschland liegt die Quote der vollständig geimpften 15-jährigen Mädchen bei 51% und bei Jungen bei 17% (Stand Ende 2022), somit deutlich niedriger als bei einem Großteil der EU Staaten. Anfang dieses Jahres hat die EU Kommission mit einem Proposal Europe‘s Beating Cancer Plan nachjustiert - mit dem klarem Fokus impfpräventable Krebsfälle zu verhindern. Um Handlungsempfehlungen für Deutschland zu erarbeiten, ist es unabdingbar nicht nur den Kenntnisstand der Zielgruppen (Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern) zu HPV zu verstehen, sondern auch deren Zugang zu Gesundheitsinformationen wie über HPV und zu der HPV-Impfung.

Die DAK berichtete in 2023 von dramatischen Rückläufen bei HPV Erstimpfungen. Mädchen im optimalen Impfalter von 9-14 Jahren verzeichnen einen Rückgang von 2019 auf 2022 um 26%, bei gleichaltrigen Jungen um 32%. Der STIKO-Vorsitzende Prof. Dr. Klaus Überla empfahl Anfang 2024 die HPV-Impfung uneingeschränkt, nimmt Schulen als einen Ort für Wissens- und Informationsaustausch in den Fokus, und schließt die Möglichkeit von Impfungen an Schulen nicht aus. HPV Schulimpfungen werden in Südhessen 2015 erfolgreich erstmalig um Bundesgebiet erprobt in einer Maßnahme die unterstützt wurde durch den Nobelpreisträger Prof. Dr. Harald zur Hausen und seitdem in der Region an mehreren Schulen weitergeführt. Hier kann das in Deutschland neue Berufsbild der Schulgesundheitsfachkraft (SGFK) an öffentlichen Schulen organisatorische und aufklärende Unterstützung leisten. Auch zur flächendeckenden Einführung dieses neuen Berufsbilds in der Pflege arbeiten Frau Prof. Dr. Maulbecker-Armstrong und Frau Moser in einer Arbeitsgruppe an der THM. (Link Querverweis SGFK Webseite)