Symptome und Nebenwirkungen von Radon?

Wenn man von radioaktiver Strahlung hört, haben viele sofort schlimme Bilder von Opfern von Unfällen in Atomkraftwerken oder Atombomben im Kopf. Oder man denkt an langsam einsetzende, sichtbare Symptome oder erst spät bemerkbare Nebenwirkungen von solchen Ereignissen. Jedoch ist das bei Radon anders. Im Gegensatz zu der Beta- oder Gammastrahlung, die bei solchen Ereignissen freigesetzt wird, kann Radon als Alphastrahler die menschliche Haut nicht durchdringen. Es kann nur durch das Trinkwasser und durch die Atmung in den Körper aufgenommen werden. Da die Aufnahme durch das Trinkwasser unbedenklich ist, wird hier der Einfluss von Radon auf die Gesundheit betrachtet, wenn es eingeatmet wird. Allerdings treten durch Radon keine unmittelbaren Symptome oder Nebenwirkungen auf. Auch bei langer Exposition bemerkt man selbst nichts davon, dass man Radon ausgesetzt ist oder war.

Radon in der Lunge

Die Gefahr für die Gesundheit, die von Radon ausgeht, entsteht, wenn es in die Lunge gelangt. Doch genau genommen ist es nicht das Radon selbst, das zu Schäden an der Lunge führt, sondern seine Zerfallsprodukte. Radon wird größtenteils wieder ausgeatmet. Die Isotope von Polonium, Bismut und Blei haften sich jedoch an Aerosolen in der Raumluft an und werden mit diesen zusammen eingeatmet. In der Lunge lagern sie sich dann an den Bronchien an und zerfallen dort weiter. Durch die abgegebene radioaktive Strahlung kann das Lungengewebe geschädigt werden – es entsteht Lungenkrebs.

Lungenkrebs in der Bevölkerung

Radon stellt das größte umweltbedingte Lungenkrebsrisiko dar. Doch was heißt das genau?

Im Jahr 2020 waren laut RKI 9,8% (Frauen) bzw. 13% (Männer) aller neu aufgetretenen Krebserkrankungen Lungenkrebserkrankungen. Lungenkrebs ist damit bei Frauen die dritthäufigste und bei Männern die zweithäufigste Krebsdiagnose.

Von diesen Erkrankungen entstehen ca. 90% durch Rauchen bzw. den Tabakkonsum insgesamt. Die zweithäufigste Ursache (und häufigste natürliche Lungenkrebsursache) ist Radon. Insgesamt 5 % aller Lungenkrebserkrankungen in Deutschland werden durch Radon versursacht. Die restlichen Ursachen bilden andere krebserregende Stoffe in der Luft sowie eine schlechte Ernährungsweise und eine genetische Vorbelastung.

Bösartige Lungentumore weisen bei Frauen und Männern die höchste Sterberate aller Krebsarten auf. Insgesamt sterben 1.900 Personen im Jahr an Radon. Allerdings ist das eine grobe Abschätzung, da die tatsächliche Zahl schwer zu ermitteln ist.

Lungenkrebs durch Radon

Bei der Entstehung von Lungenkrebs ist sowohl die Konzentration von Radon in der Raumluft als auch die Aufenthaltsdauer im Raum entscheidend. Wichtig ist zu verstehen, dass es nach aktuellem wissenschaftlichen Stand keinen Grenzwert für Radon gibt, unter dem es kein Gesundheitsrisiko darstellt.

Außerdem geht es bei der Dauer der Exposition nicht um Stunden oder Tage, sondern um Jahrzehnte. Es ist also nicht so, dass das Lungenkrebsrisiko sofort erhöht ist, wenn man kurz einen Raum mit einer hohen Radonkonzentration betritt. Es geht hier um Jahre der Exposition, beispielsweise in den eigenen Wohnräumen.

Zahlen zum Lungenkrebsrisiko durch Radon[1]

Bei einer Erhöhung der Radonbelastung in einem Raum um 100 Bq/m³ steigt das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken um 16%.

Das bedeutet konkret:

Das Lungenkrebsrisiko für jemanden, der nie geraucht hat, liegt bei einer Radonkonzentration von 0 Bq/m³ (kein Radon vorhanden) bei 0,41%[2]. Bei 100 Bq/m³ beträgt das Lungenkrebsrisiko 0,47%, bei 400 Bq/m³ 0,67% und bei 800 Bq/m³ 0,93%. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass bei 0 Bq/m³ 4 von 1.000 Personen an Lungenkrebs erkranken, bei 100 Bq/m³ sind es 5 von 1.000 Personen und bei 800 Bq/m³ dann 10 von 1.000 Personen. Das Risiko steigt also merklich, wenn auch in absoluten Zahlen vergleichsweise gering. Anders sieht es aus, wenn man raucht und in einem von Radon belasteten Haus wohnt.

Lungenkrebsrisiko durch Radon

Zahlen zu Radon und Rauchen[3

Rauchen verursacht mit weitem Abstand das höchste Risiko für Lungenkrebs. 90% der Erkrankungen sind auf den Konsum von Tabak zurückzuführen. Danach folgt mit 5% Radon.

Zunächst wirkt Radon hier wie kein wichtiger Faktor. Doch eine größere Gesundheitsgefahr besteht für Personen, die in einem stark von Radon belasteten Haus rauchen. Denn die beiden Risikofaktoren verstärken sich gegenseitig erheblich. Generell hat eine rauchende Person ein 25 Mal so großes Risiko Lungenkrebs zu bekommen wie jemand, der nie geraucht hat. Wenn man dann noch das von Radon verursachte Lungenkrebsrisiko mit einbezieht, ergibt sich folgendes Bild:

Raucher und Raucherinnen haben bei 0 Bq/m³ Radon im Raum ein rund 10%-iges Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Bei 100 Bq/m³ sind es rund 12%, bei 400 Bq/m³ schon 16% und bei 800 Bq/m³ steigt das Risiko auf 22%. In absoluten Zahlen heißt das: Wenn Raucher und Raucherinnen Radon nicht ausgesetzt sind, bekommen 100 von 1.000 Menschen dieser Gruppe Lungenkrebs. Beträgt die Radonbelastung 100 Bq/m³, erkranken 116 von 1.000 Personen und bei 800 Bq/m³ 216 von 1.000 Personen an Lungenkrebs. In absoluten Zahlen ist das Risiko also hier deutlich erhöht.

Lungenkrebsrisiko durch Radon und Rauchen

[1] Die Werte stammen aus der Studie von Darby et al.

[2] 0 Bq/m³ ist hier ein theoretischer Wert. Tatsächlich ist immer etwas Radon vorhanden.

[3] Die Werte stammen aus der Studie von Darby et al.