Warum gibt es keinen Grenzwert für Radon?

Bei vielen radioaktiven Stoffen oder anderen Schadstoffen gibt es feste Grenzwerte. Das sind dann Werte, die nicht überschritten werden dürfen. Doch im Fall von Radon ist das nicht sinnvoll. Denn zum einen gibt es für das Gas keinen Wert, ab dem Radon gefährlich ist, und unter dem es kein erhöhtes Lungenkrebsrisiko birgt (wenn auch die Risikoerhöhung bei geringen Radonwerten ebenfalls sehr gering ist). Zum anderen kommt Radon im Gegensatz zu manchen anderen radioaktiven Stoffen natürlich vor. Wir sind Radon deshalb dauerhaft ausgesetzt. Der Versuch dies komplett zu vermeiden, wäre weder möglich, noch sinnvoll oder angemessen. Da die Exposition nicht direkt kontrollierbar ist, gibt es auch keinen Grenzwert.

Stattdessen gibt es für Radon einen Referenzwert. Eine verpflichtende EU-Richtlinie schreibt einen Referenzwert von höchstens 300 Bq/m³ vor. Verschiedene Studien stützen diesen Wert. Wichtig ist zu verstehen: Laut dem Strahlenschutzgesetz §5 (29) ist ein „Referenzwert kein Grenzwert“ und „dient als Maßstab für die Prüfung der Angemessenheit von Maßnahmen“. Das bedeutet, anhand dieses Wertes prüft der Gesetzgeber, ob die durchgeführten Gegenmaßnahmen sinnvoll und angemessen sind. Es gibt, außer für bestimmte Arbeitgeber, formal keine Konsequenzen und keine verbindlichen Vorschriften, wenn er nicht eingehalten wird.

Dennoch ist es wichtig, die Radonkonzentration möglichst gering zu halten, gerade weil das Lungenkrebsrisiko gleichmäßig steigt, je höher die Belastung durch Radon ist. Es hält sich nicht an den Referenzwert. Der Referenzwert kann also auch einfach der Einordnung von gemessenen Werten dienen. Keinesfalls sollte er als ein Wert angesehen werden, ab dem Radon als gefährlich anzusehen ist.

Der Referenzwert für Radon

Der in Deutschland im Strahlenschutzgesetz festgelegte Referenzwert liegt bei 300 Bq/m³, also 300 Becquerel Radon auf einen Kubikmeter Luft. Die Einheit Becquerel gibt an, wie viele Atome in einer Sekunde zerfallen.

Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist die Bevölkerung in Deutschland im Jahr im Durchschnitt 65 Bq/m³ in Wohnräumen ausgesetzt. Bei 10,5 Mio. Personen sind zu Hause mehr als 100 Bq/m³ und bei knapp 2 Mio. Personen herrscht eine Radonbelastung von über 300 Bq/m³. Wie hoch der Wert im eigenen Wohnraum tatsächlich ist, kann man nur durch eine Messung bei sich zu Hause feststellen.