Automatisiertes Fahren stellt eines der zentralen Themen der Industrie und Gesellschaft dar. Eine effiziente Vermittlung dieses Themas in der Lehre erfordert den Einsatz neuartiger Lehrveranstaltungsformen, die die klassische Vorlesung mit Lehrforschungsprojekten kombinieren. In deren Rahmen übernehmen die Studierenden die kompletten Arbeitspakete, wie in der Industrie, selbst und entwickeln die einzelnen Funktionen des automatisierten Fahrens ganz eigenständig. Im Sommersemester 2018 wurde im Fachbereich IEM erstmalig ein "Problem based Learning (PBL)"-Kurs "Elektronische Systeme der Fahrzeugführung" angeboten.
Der Kurs wurde von Prof. Dr.-Ing. habil. A. Kuznietsov und den wissenschaftlichen Mitarbeitern R. da Silva sowie J. Haschimi konzipiert und durchgeführt. Studierende der Friedberger Fachbereiche IEM und WI erhielten dabei die Möglichkeit, die in den klassischen Vorlesungen erworbenen theoretischen Kenntnisse durch die Entwicklung und Erprobung typischer Fahrassistenzfunktionen zu vertiefen.
Im Rahmen des Kurses gingen die Studierenden zuerst eine Geschwindigkeits- (Tempomat) und Abstandsregelung (Adaptive Cruise Control, ACC) an. Nach einigen „langweiligen“ Vorlesungen, in denen Grundlagen der Fahrdynamik vermittelt wurden, ging es zunächst an die Rechner. Dort bildeten die Studierenden in Gruppen sowohl das Fahrzeug (Kreidler F170 Roadster) als auch die dazugehörigen Assistenzsysteme simulativ nach und testeten unterschiedliche Verkehrsszenarien. Nach einer ausführlichen Analyse der Simulationsergebnisse erarbeiteten die Gruppen Konzepte für 1:10-skaliertes Fahrzeug, das am Carolo-Cup teilnimmt wird, implementierten diese und testeten sie auf der Fahrstrecke.
Im folgenden Video sind die Ergebnisse einer Studierendengruppe zu sehen.
Danach widmeten sich die Studierenden einer weiteren und spannenden Aufgabe: einen automatischen Parallelparkvorgang zu entwickeln und diesen am Carolo-Cup-Entwicklungsfahrzeug zu testen. Auch der Parkvorgang wurde zuerst in MATLAB/Simulink entwickelt und erprobt, erst danach begann die Implementierung im Fahrzeug. Für die Umsetzung des Parkvorgangs für verschiedengroße Parklücken wird zunächst mittels eines Infrarotsensors die Länge der Parklücke ermittelt. Anschließend wird anhand der Länge entschieden, ob es sich um eine kleine oder große Parklücke handelt. Somit konnten zu der passenden Parklücke verschiedene Parkvorgänge gewählt werden.
Die erfolgreichen Parkmanöver, für eine kleine und eine große Parklücke, können in den folgenden Videos betrachtet werden.
Eine Reihe von Präsentationen mit anschließender intensiver Diskussion von einzelnen Konzepten schloss den Kurs ab.
Die Ergebnisse der Projekte fließen in die Entwicklung eines autonomen Fahrzeugs für Carolo-Cup 2019 an. An diesem Wettbewerb, in dem sich die von Studierenden europäischer Universitäten entwickelten autonomen Fahrzeuge messen, nimmt die Mannschaft der THM seit dem Jahr 2013 teil.
Für den Carolo-Cup 2019 sucht das Team der THM noch nach Unterstützung. Im Rahmen der Mitarbeit werden diverse Projekt- und Abschlussarbeiten angeboten. Die studentische Mitarbeit im Carolo-Cup-Projekt kann als Wahlpflichtmodul anerkannt werden. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Ricardo da Silva unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!