Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriosklerotische Verengungen (Stenosen) und Aussackungen (Aneurysmen) der Blutgefäße sind einige der häufigsten Ursachen für Todesfälle in den Industrieländern. Aneurysmen der abdominalen und thorakalen Aorta sind bislang ein unterschätztes Problem. Aufgrund des asymptomatischen Krankheitsverlaufs bleiben die Erkrankungen meist unbemerkt und werden nur zufällig entdeckt. Dem Patienten drohen im Komplikationsstadium Ruptur oder Dissektion der Aorta: Die Ruptur führt zu einem Verbluten, nach einer Dissektion können Herzinfarkt, Schlaganfall und Nieren- sowie andere Formen des Organversagens auftreten. Eine frühzeitige und genaue Check-up-Diagnostik könnte das Risiko für eine Ruptur um bis zu 55 Prozent senken.

Untersuchungen mit dem bisherigen Goldstandard, der Computertomographie, sind teuer, begrenzt verfügbar, bedeuten eine Strahlenbelastung und können nur von erfahrenen Spezialisten durchgeführt werden; daher werden sie nur in akuten Verdachtsfällen eingesetzt. Die Dopplersonografie wird zwar als Standarddiagnostikum der abdominalen Aorta eingesetzt, liefert allerdings bei der Diagnose der thorakalen Aorta nur unzureichende Ergebnisse. Eine alternative Screening-Methode ist deshalb angezeigt.

Im Vorhaben werden die wissenschaftlichen Grundlagen eines auf Photoplethysmographiesignalen basierten Therapieunterstützungssystems zur nicht-invasiven Diagnose von Aortenaneurysmen erforscht und erstmals an klinischen Patientendaten in einem Proof-of-Concept (PoC) evaluiert. Dabei sollen mittels eines Software basierten Expertensystems algorithmisch Verdachtsmomente analysiert und angezeigt werden, damit der behandelnde Arzt gezielt eine bildgebende Folgeuntersuchung einleiten kann. Die darauf aufbauende Technologie ist unabhängig von der Erfahrung des behandelnden Arztes und kann in jeder (Haus)-Arztpraxis zur Frühdiagnostik eingesetzt werden. Der medizinischen Grundversorgung wird damit eine effiziente Screening-Methode als Kombination aus Produkt und Dienstleistung (ähnlich einer Blutanalyse) angeboten. Mittel- bis langfristig besteht das Ziel, das Verfahren in den Katalog der Krankenkassenleistungen zu integrieren.