Die praxisorientierte Ausbildung der Energie- und Antriebstechnik hat an der Technischen Hochschule Mittelhessen, Campus Friedberg und an ihrer Vorgänger-Institution,  dem Polytechnikum Friedberg, Fachhochschule Gießen-Friedberg seit je her eine besondere Rolle gespielt. Aus diesem Grund wurde bereits 1905 der erste "Motorenprüftstand" in eigener Regie aufgebaut (Bild links). Der immerhin 3,6 kW starke, luftgekühlte 2-Zylinder V-Motorradmotor wurde mit einem einfachen Generator belastet. Das Abgas konnte nur ins Freie entlassen werden. Durch den fehlenden Fahrtwind des "aufgebockten" Motorrades musste auf eine Kühlung verzichtet oder durch eine Gebläse ersetzt werden.Mit dem Ausbau des ehemaligen Polytechnikums im Jahre 1955 wurde für das "Wärmekraftmaschinen- Labor" eine eigene Halle mit über 200 m2 gebaut.

Dort wurden drei beidseitig nutzbare Motorenprüfstände eingerichtet, eine Dampfturbinenanlage und ein Spilling-Dampfmotor aufgebaut sowie ein Fahrzeug-Rollenprüfstand installiert. Das Bild rechts zeigt die Prüfeinrichtungen im Jahr 1965, die damals bereits mit zentraler Abgasabsaugung und zentraler Frischwasserversorgung ausgestattet waren.

Im Jahr 1977 wurde im Rahmen einer Neuorganisation aller Labore des Fachbereichs der Focus auf die reine Motorentechnik gelegt. Zugunsten weiterer Motorprüfstände wurden Rollenprüfstand, Dampfturbine und Dampfmotor demontiert. Gleichzeitig wurden - dem damaligen Stand der Technik entsprechend - z.B. Wirbelstrombremsen als Belastungseinrichtungen angeschafft, alle Prüfstände auf geschlossene Kühlkreisläufe umgestellt und die zentrale Abgasanlage an die steigenden Leistungen angepasst.

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Auch die Messtechnik wurde den sich verändernden Forderungen an die Motorenentwicklung angepasst. So konnten schon damals mit Unterstützung der Industrie erste Geräte zur Abgasuntersuchung und Brennraumindizierung in der Ausbildung eingesetzt werden.Im Jahr 1996 war die installierte Bremsenleistung auf stolze 1470 kW (2000 PS) angewachsen. Damit konnten insgesamt acht Motoren unterschiedlichster Bauart gefahren werden, darunter Exoten wie z.B. ein Detroit-Diesel Motor (8-Zyl.-V-Diesel-Zweitaktmotor mit Rootsgebläse und ATL). Darüber hinaus waren in der Zwischenzeit ein zusätzlicher Turboladerprüfstand sowie ein Schraubenverdichter-Versuchsstand ergänzt worden. Diese Vielfalt führte zu erheblichen "Engpässen", einerseits räumlich, andererseits auch bezüglich der steigenden Unterhaltungs- und Modernisierungskosten.

Um den Anschluß an den Stand der Technik halten und damit dem Motto des Labors auch weiter gerecht werden zu können, leitete Prof. Breuer zusammen mit den Labormitarbeitern, Herrn Ulm und Herrn Endres, in 2004 eine grundlegende Neustrukturierung des Labors ein. Ziel war die Reduktion und die gleichzeitige, grundlegende Modernisierung der verbleibenden Versuchseinrichtungen, ohne jedoch die Vielfalt der bisherigen praktischen Ausbildung aufgeben zu müssen. Zu diesem Zweck wurden die Motorenprüfstände durch unterschiedlichste Demonstrations- und Modellmotoren sowie einen Motorrad-Rollenprüfstand ergänzt. Die Modernisierung der Motorprüfstände konzentrierte sich auf die Installation einer Asynchron-Belastungsmaschine zur dynamischen Erprobung heute üblicher PKW-Motoren sowie auf automatisierte Prüfstandssteuerungen. Parallel wurde durch Anschaffung neuer Messtechnik das Untersuchungsspektrum erweitert bzw. an die sich ändernde Anforderungen angepasst. Der erneuten Focussierung auf die Motorentechnik wurde durch die Umbennung in "Labor für Verbrennungsmotoren" Rechnung getragen. 

In 2011 fand die Umbenennung der bisherigen "FH Gießen-Friedberg" zur "Technischen Hochschule Mittelhessen" statt, die den Anspruch der Ausbildung an der THM dokumentiert.

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In 2013 erfolgte eine grundlegende Renovierung und Modernisierung des Labors. Dabei wurde ein Teil der Fläche mit einer Zwischenebene ausgestattet, um oben Raum für Büros und einen kleinen Lehrraum zu schaffen und gleichzeitig darunter ein abgetrenntes, eigenständiges "Labor für Motorsport" einzurichten.