Die Aktivitäten der AG Strahlenschutz und Mikrokalorimeter unter der Leitung von Prof. Dr. Saskia Kraft-Bermuth teilen sich auf zwei Teilgebiete auf.
Strahlenschutz
Zu den Aufgaben des Strahlenschutzes gehört der Schutz der Bevölkerung vor zu hohen Expositionssituationen. Je nach Strahlungsart kommen unterschiedliche Messtechniken zum Einsatz, um Strahlungsrisiken zu bewerten und zu reduzieren. Ein Fokus liegt auf der Spektroskopie von Kernstrahlung, um die genaue Zusammensetzung von radioaktiven Quellen zu ermitteln. Zu diesem Zwecke verfügt die AG über unterschiedliche Messsysteme zur Gammaspektrometrie in Form von Halbleiterdetektoren (HPGe), NaJ-Szintillationsdetektoren unterschiedlicher Bauart, sowie einem Flüssigszintillationszähler (LSC), verschiedene Kontaminationsmonitore und Gammaortsdosisleistungsmessgeräte.
Die Erforschung der Expositionssituation des radioaktiven, in der Natur vorkommenden Edelgases Radon ist ebenfalls ein Thema der AG.
Mikrokalorimeter
Das neuartige Detektorkonzept kalorimetrischer Tieftemperatur-Detektoren (auch Mikrokalorimeter genannt) weist den Energieeintrag eines Teilchens nicht durch Erzeugung von Ladungen nach, sondern durch die Erzeugung von Wärme. Die Detektoren, die in der AG entwickelt werden, sind speziell für die Anwendung in der Schwerionenphysik ausgelegt. Die Experimente, die zum Beispiel am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt durchgeführt werden, befassen sich mit dem Nachweis von Röntgenstrahlung aus hochgeladenen schweren Ionen oder mit der direkten Messung der Energie von Schwerionen, die nach Kernreaktionen oder nach dem Durchgang durch Materie nachgewiesen werden.
Radon nimmt unter den natürlichen Strahlungsquellen aufgrund seiner Eigenschaften als geruchloses Gas eine Sonderstellung ein. Durch Undichtigkeiten kann es in Gebäude eindringen oder direkt aus dem Baumaterial austreten und sich in der Raumluft anreichern. Die Stärke dieser Radonquellen unterliegt verschiedenen Einflussgrößen. Es ist Aufgabe des Strahlenschutzes, solche Expositionssituationen zu erkennen und zu bewerten. 

Die Spektrometrie von Alpha- und Beta-Strahlern flüssiger Proben erfolgt mit einem Flüssigszintillationszähler (LSC-Messplatz) der Firma
Mit einem zweiten Detektortyp wird die Wechselwirkung von Schwerionen mit Festkörpern untersucht. Die Kenntnis der exakten Energiedeposition beim Durchgang durch Materie liefert wichtige Informationen über Festkörper-Eigenschaften wie Bindungsenergien oder Kristallstruktur. Darüber hinaus sind solche Untersuchungen von Bedeutung für die gezielte Veränderung von Materialeigenschaften durch Ionenbeschuss, wie etwa die Härtung von Oberflächen, oder in der Krebstherapie mit schweren Ionen. Um die Veränderungen zu verstehen, die ein Ion in einem Festkörper auslöst, ist es notwendig, die im Festkörper deponierte Energie genau zu bestimmen. Zwar existieren theoretische und semiempirische Modelle, um diesen Energieinhalt zu berechnen, doch sind diese Modelle für schwere Ionen nur unzureichend experimentell verifiziert. Auch die Energiedeposition in Materialien, die als Demonstrationssysteme für biologische Proben genutzt werden, kann mit Tieftemperatur-Detektoren untersucht werden. Die Entwicklung dieser Tieftemperatur-Detektoren ist eingebettet in das Forschungsprogramm des Forschungsschwerpunkts