Im laufenden Hochschulbetrieb sowie durch Auswertungen des Energiemanagements ergeben sich fortlaufend Maßnahmen, um die Energieeffizienz an der Hochschule zu steigern. Nachfolgend werden einige größere Maßnahmen näher beschrieben.
Energieeinsparungen an der THM aufgrund der bundesweiten Gasmangellage
Ab September 2022 wurden Maßnahmen zum Einsparen von Energie in öffentlichen Gebäuden per Verordnung des Bundes beschlossen. Darüber hinaus hat das Land Hessen in einem Maßnahmenkatalog mit Einsparzielen von 15% der Wärmeenergie und 5% des Strombezuges zum Vorjahr erlassen. Mit Begrenzung der Lufttemperautur in Räumen auf 19°C, geringfügiges Heizen von Treppenhäusern und Fluren sowie Absenkung der Heizkreistemperatur am Wochenende und reduzierung der Außenbeleuchtung auf dem Campus, hat die THM die gesetzten Ziele überwiegend erreicht. Mit den 1.330 MWh eingesparter Wärme könnte man rund 60 Einfamilienhäuser heizen. Im Vergleich zum Vorjahresdezember wurden 4,5% Energie gespart.

en:key und Hydraulischer Abgleich in Friedberg
Zur Steigerung der Energieeffizienz und des Nutzerkomforts, wurde im Jahr 2022 am A und B Campus der hydraulische Abgleich durchgeführt und zusätzlich eine Einzelraumregelung installiert. Dazu wurden an fast 1.000 Heizkörpern die Ventile getauscht und die Anlage hydraulisch abgeglichen. In dem Zuge sind statt der normalen Thermostatköpfe rund 800 en:key Ventilregler und insgesamt 345 Wandbediengeräte in den Räumen verbaut worden. Der autarke Raumsensor erfasst die Präsenz der Nutzer und erstellt daraus ein individuelles Nutzungsprofil. Durch dieses Profil wird die Raumtemperatur zu Nutzungszeiten durch einen Stellmotor am Ventil angehoben und zu anderen Zeiten wieder abgesenkt. Neben einem besseren Nutzerkomfort, lassen sich dadurch die Heizenergiekosten merklich senken.
Aus der Erfahrung bereits umgesetzter Projekte wird mit einer Einsparung von mindestens 10% gerechnet.
A12 Kälteanlage
Im Gebäude A12 wird seitens IT-S ein Serverraum betrieben. Dieser wird über Umluftkühlgeräte gekühlt. Die Abwärme wird an ein Kaltwassernetz abgegeben. Die Kälte wurde bisher von 2 Kompakt- Kältemaschinen bereitgestellt. Seit Inbetriebnahme der beiden Geräte gab es immer wieder Probleme mit der Anlagenhydraulik und der Kältebereitstellung insbesondere bei hohen Außentemperaturen. Als Optimierungsmaßnahme wurden die beiden alten Geräte durch eine neue Kälteanlage ausgetauscht. Die neue Kälteanlage zeichnet eine höhere Effizienz aus. Die Anlage kann bei hohen Außentemperaturen im sogenannten „Freikühlbetrieb“ arbeiten. Hier wird keine Arbeit zum Betrieb der Kältemittelverdichter benötigt. Die Wärme wird ausschließlich über die beiden vergrößerten Rückkühler auf dem Dach abgeführt. Durch die neue Anlage wurde die Betriebssicherheit deutlich erhöht. Das System ist mit 100% Redundanz bei der Kälteerzeugung aufgebaut.
Betriebsoptimierung und Geräuschreduzierung im LTZ
Im Jahr 2022 erfolgte eine Anpassung der Luftvolumenströme in den Gebäuden D13, D14 und D15 mit deutlichen messbaren Energie- und Geräuschreduzierungen. Die bisherigen Auswertungen zeigen insbesondere bei der Wärme Einsparungen von bis zu 40% Energie im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch der Stromverbrauch durch die Lüftungsanlage konnte merklich gesenkt werden.
Optimierung und Wärmeverteilung auf dem C-Campus
Auf dem C-Campus in Gießen wurde der Umbau und die Sanierung eines Fernwärmeverteilnetzes geplant und in den Jahren 2020 und 2021 erfolgreich umgesetzt.

LED Beleuchtung Gebäude A21
Im Gebäude A21 wurde die Beleuchtung durch moderne LED Beleuchtung ausgetauscht. Diese gestaltet sich nicht immer so einfach, wie gedacht. Ein Austausch des Leuchtmittels, d.h. nur der Austausch der bestehenden Röhre mit z.B. einer LED Röhre würde dazu führen, dass die Zulassung der gesamten Leuchte erlischt. Die LED Leuchtmittel sind deutlich schwerer, als klassische Röhren. Die einzige Lösung ist daher der Austausch der gesamten Lampe. Dies wurde zum Teil durch Retrofit-Lampen umgesetzt, sodass die Beiputz- und Streicharbeiten sich zwar in Grenzen hielten, trotzdem mussten aus optischen Gründen z.T. Deckenplatten ausgetauscht werden, falls die neuen Lampen kleiner waren, als die neuen. Wir finden, der Aufwand hat sich gelohnt! Dieses Projekt wurde ebenfalls aus dem IKSP gefördert.
Betriebsoptimierung Gebäude D16
Im Gebäude D16 wurde die Regelungstechnik im Jahr 2021 weiter optimiert. Zuvor wurden die Räume auf 20°C geheizt, und ab 20,5°C gekühlt. Das sogenannte „Totband“ wurde im Zuge der Optimierungsmaßnahme von 0,5 auf 2 Kelvin erhöht.

Durch die Veränderung der Sequenzen konnte in der letzten Heizperiode eine Energieeinsparung im D16 von 14% im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden.
Fassadensanierung Gebäude A5
Im Gebäude A5 am Campus Friedberg befinden sich überwiegend Laborräume der Fachbereiche Maschinenbau, Mathematik, Naturwissenschaften und Datenverarbeitung sowie Wirtschaft. Aufgrund des Baujahres ergaben sich hohe Wärmeverluste durch die Fassade.
Die Stahlträger und die Reglit‐Verglasung boten keinen guten Wärmeschutz, sodass hier im Jahr 2019 eine umfangreiche Sanierung stattfand. Anstatt der vorherigen Verglasung, schmücken nun gedämmte Aluminium‐Sandwich‐Elemente die Fassade und sorgen für eine merkliche Energieeinsparung und besseren Nutzerkomfort. Die Fenster und Sektionaltore wurden ebenfalls energetisch modernisiert und letztere in dem Zuge auch vergrößert.

Fassadensanierung Gebäude A7
Auf dem Friedberger Campus wurde 2020 die Fassade des Gebäudes A7 saniert. Dazu wurden die halbtransparenten Bauteile und Fenster ausgetauscht. Die gedämmten Aluminium-Sandwich-Elemente der neuen Fassade reduzieren die Wärmeverluste des Gebäudes und sorgen gleichzeitig für einen besseren Nutzerkomfort.
Anlagenoptimierung D11
Das Gebäude D11 mit einer Hauptnutzfläche von 1.085 m² wurde im Jahr 2007 fertiggestellt. Der Energieverbrauch war u. a. aufgrund der Nutzung als Biochemielabore mit 485 kWh/m² Strom und 593 kWh/m² Wärme im Jahr 2016 auffällig hoch. Nach intensibver Analyse wurden Defizite in der Bestandstechnik verändert.
Um einen geregelten Betrieb sicherstellen zu können, wurde die MSR-Technik inkl. Systemsoftware ausgetauscht. Hierdurch wurde neben dem transparenten Betrieb und der Umsetzung neuer Regelungsfunktion, zeitglich die Betriebssicherheit erhöht.
Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Bestandstechnik waren:
- Anpassung der Laborlaufzeiten durch Einsatz von Raumbediengeräten (Labor- und Erhaltungsbetrieb)
- Anpassung der Luftvolumenströme der Digestorien (Labor- und Erhaltungsbetrieb)
Die Umsetzung der Maßnahmen erwirkte eine Einsparung von 330.000 kWh Wärme und 150.000 kWh Strom pro Jahr mit einer Amortisationszeit von ca. 1,6 Jahren.
Pilotprojekt energetische Sanierung Gebäude A10
Die Umsetzung von Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Bestandsgebäuden ist einerseits vielseitig und komplex, andererseits aber auch durch einen hohen Wirkungs- und Effizienzgrad bei gleichzeitig - unter gewissen Randbedingungen - relativ geringem finanziellem Invest gekennzeichnet.
Um festzustellen, wo Energieeinsparmaßnahmen besonders effektiv umzusetzen sind, wurden Energieverbräuche erster Gebäude systematisch analysiert und den flächenspezifischen Verbräuchen gegenübergestellt. Für den Campus in Gießen wurde festgestellt, dass das Gebäude A10 sowohl den höchsten Gesamtenergieverbrauch als auch einen sehr großen flächenbezogenen Energieverbrauch aufweist. Für dieses Gebäude wurden anschließend die genauen Energieströme und die Nutzung des Gebäudes analysiert. Es zeichnet sich aus durch eine sehr inhomogene Nutzung (Labore für Physik und Chemie, Vorlesungsräume, Mensa, Pasteria, Büroräume etc.) und den daraus resultierenden unterschiedlichsten Anforderungenan die technischen Anlagen.
Zur deutlichen Steigerung der Energieeffizienz wurden Maßnahmen ermittelt, die sich durch geringen Aufwand an Zeit und Investitionskosten sowie eine möglichst kurze Amortisationszeit auszeichnen. Folgende Einzelmaßnahmen wurden umgesetzt:
- Installation einer Einzelraumregelung basierend auf enOcean Technologie
- Dämmung der Heizungsstränge im Gebäude
- Nachrüstung von Energiezählern
- Anpassung der Laufzeiten der Lüftung in der Mensa
- Heizkurve der Regelkreise anpasssen
- Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik
- Installation von CO2-Ampeln und Nutzerschulung
- Erneuerung der Gebäudeautomation
Das Pilotprojekt wurde vom Land Hessen ("Intergrierter Klimaschutzplan2025-Innovations- und Strukturentwicklungsbudget") mit 83.000,- € gefördert.
Betriebsoptimierung Gebäude B21
Im Zuge des Projektes „Entwicklung eines Energiekonzeptes für eine CO2-neutrale Hochschule“ - kurz: ECO2 – wurde eine Betriebsanalyse und -optimierung der Lüftungsanlage im angemieteten Roxy Kino in Gießen durchgeführt.
Ziel war es, die Funktion der im Herbst 2016 neu installierten digitalen Gebäudeautomation zu überprüfen und geeignete optimierte Betriebsparameter zu ermitteln. Dadurch sollte ein erhöhter Nutzerkomfort bei reduziertem Energiebedarf ermöglicht werden. Grundlage der neuen Parameter waren Messungen der Raumtemperatur und der CO2-Konzentration während des Vorlesungsbetriebs. Diese wurden auch durch Studenten des Studiengangs „Gebäudesystemtechnik“ im Rahmen einer Projektarbeit durchgeführt und ausgewertet.
Die Anlagenparameter konnten aufgrund der neuen Erkenntnisse bereits angepasst werden. Besonders positiv: Die Änderungen des Raumklimas sind von den Nutzern gut angenommen worden.
Mit der neuen Regelung und den veränderten Betriebsparametern werden rund 25 % Primärenergie eingespart. Dies entspricht einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes von ca. 9 Tonnen jährlich.

