Die bundesweite Energieversorgung soll klimaneutral werden und uns gleichzeitig unabhängiger vom Import fossiler Brenn-, Kraft- und Heizstoffe machen. Der Ausbau Erneuerbarer Energien ist daher eine zentrale Säule der Energiewende. Auch die THM will ihren Beitrag dazu leisten. Bereits seit einigen Jahren wird für alle Liegenschaften ausschließlich Ökostrom bezogen. Dennoch soll so viel wie möglich des Stromverbrauchs und des Wärmeverbrauchs durch eigene erneuerbare Energiequellen gedeckt werden. Wie nachfolgend dargestellt, wurden und werden dazu bereits zahlreiche Projekte umgesetzt.
Abwasserwärmenutzung für den C-Campus in Gießen

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie finanziert.
Die Idee zur Abwasserwärmenutzung gab es schon längere Zeit an der THM, in die konkrete Umsetzung ging es im Jahr 2022. FM/ECO2 entwickelte ein Energiekonzept und besichtigte eine Abwasserwärmenutzungsanlage in Regensburg. Mit der Förderzusage des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) – EU-REACT startete die konkrete Planung und Umsetzung der Anlage.
Aufgrund der ganzjährig relativ hohen Temperaturen von 8-20 °C ist das Abwasser eine ideale Wärmequelle für den nachhaltigen und effizienten Betrieb von Wärmepumpen. Das Abwasser fließt in diesem Fall aus dem öffentlichen Abwasserkanal in eine Schachtsiebanlage. Von dort wird das flüssige Medium in einen Wärmetauscher im Gebäude gepumpt, während die Feststoffe direkt wieder in den Kanal zurück gefördert werden. Über einen Wärmetauscher wird eine Wärmepumpe, bzw. im Sommer eine Kältemaschine, betrieben. Die verfügbare Wärmeleistung liegt bei rund 600 kW (Wärmequellenleistung). Damit kann die Wärmepumpe rund 850 kW Wärmeleistung für den C-Campus bereitstellen, was in etwa der notwendigen Wärmeleistung für den Hochschul-Standort in Friedberg entspricht.
Im Sommer nutzt die Kältemaschine das Abwasser zur Rückkühlung. So können ebenfalls min. 600 kW Kälte erzeugt werden.

Aufgrund der aktuellen Energiepreissteigerung wird mit einer Amortisation des Projektes innerhalb weniger Jahre gerechnet.
Das Projekt "Abwasserwärmenutzung" der THM dient der technischen Nutzung von Abwasserwärme zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz. Außerdem ist es als Real-Labor eine Studien- und Forschungsanlage und wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie, finanziert. www.efre.hessen.de
Veröffentlichungen
- 19.12.2023: THM nutzt „bislang ungeborgenen Schatz“, bi-medien
- 30.08.2023: Technische Hochschule Mittelhessen heizt jetzt mit Abwasser, Hessenschau
- 25.08.2023: Beitag zur Wärmewende - Besuch von Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
- 23.05.2023: In die Heizung statt in den Kanal - Gießens Oberbürgermeister Frank Tilo Becher und Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) nehmen Anlage in Betrieb.
Photovoltaik-Anlagen
Die Hochschule plant nach und nach alle geeigneten Dachflächen der THM mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Der Strombedarf der Liegenschaften ist so hoch, dass der selbst erzeugte Strom in den eigenen Gebäuden aktuell zu 95% selbst genutzt werden kann.
Eignet sich ein Gebäude aufgrund seines Stromverbrauchs und seiner freien und unverschatteten Dachfläche, wird eine detailliertere Planung durchgeführt. Dabei sollen möglichst viele Module auf den Dächern Platz finden, um den größtmöglichen Stromertrag zu erzielen. Zukünftig soll auch das Thema Biodiversität und extensive Dachbegrünung in Verbindung mit PV eine Rolle spielen. So soll versucht werden, Gründächer und Photovoltaik-Anlagen zu kombinieren. Mit Fertigstellung der Anlage auf dem C15/C16 sind an der Hochschule rund 350 kWpeak installiert.
Bereits realisierte Anlagen:
- Gebäude D10 Gießen, 43 kWpeak, Baujahr 2020/2021
- Gebäude D11 Gießen, 38 kWpeak, Baujahr 2020/2021
- Gebäude C11 Gießen, 29 kWpeak, Baujahr 2020
- Gebäude C15/C16 Gießen, ca. 78 kWpeak, Baujahr 2022/2023
- Gebäude A20 Gießen, 23 kWpeak, Baujahr 2018/2019
- Gebäude B1 Friedberg, 65 kWpeak, Baujahr 2020
- Gebäude A5 Friedberg, 73 kWpeak, Baujahr 2018/2019
Durch die Installation weiterer Anlagen stieg folglich auch der erzeugte Solarstrom. Im Jahr 2021 war er mehr als 8-mal so hoch, wie noch vier Jahre zuvor, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

In den nächsten Jahren sollen weitere PV-Anlagen installiert werden. Nach Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde, sollen als nächstes die Gebäude B10 und B11 folgen. Auch der weitere Ausbau auf dem D-Campus und auf dem Dach des Gebäudes A12 wird für die nächsten Jahre forciert. Im Zuge der Fassadensanierung des C10 werden an der Südwestseite der Fassade, sowie auf dem Dach und im Bereich des Fluchttreppenhauses PV-Module in die Fassade integriert.
Solarthermie Mensa
Nachdem der Fachbereich ME die vorhandenen Solarthermie-Kollektoren auf dem A15 nicht mehr für seine Forschungszwecke benötigt, sollen sie auf dem Campus eine weitere Verwendung finden und den Anteil erneuerbarer Energien weiter erhöhen. Dazu sollen die Kollektoren zur Warmwasserversorgung der Mensa beitragen. Hier gibt es das ganze Jahr über einen Wärmebedarf, welcher aktuell noch zu 100% über einen Fernwärmeanschluss gedeckt wird.
Die Maßnahme erfordert einen kleineren Umbau und wird demnächst umgesetzt.
