SaG, das Studium der angepassten Geschwindigkeit - bietet Studierenden fachliche Unterstützung und Begleitung in ihrem individuellen Studienverlauf bei einer Streckung der Regelstudienzeit um zwei Semester.
DAS PROGRAMM IM ÜBERBLICK:
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SaG | Studium der angepassten Geschwindigkeit
Im Rahmen des Programms „Hohe Qualität in Studium und Lehre, gute Rahmenbedingungen des Studiums“ (QuiS) fördert das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst bis Ende 2025 an den fünf hessischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften die Ein- und Weiterführung eines Studiums der angepassten Geschwindigkeit (SaG).
Ziel des Verbundvorhabens ist es, Studierende bei der Bewältigung der Studienanforderungen zu unterstützen. Durch eine zeitliche Entzerrung des Grundstudiums um zwei Semester wird Raum für verpflichtende Zusatzkurse, Praxisprojekte und zusätzliche Betreuungsleistungen geschaffen. So können die heterogenen Eingangsqualifikationen berücksichtigt, die Sozialisation an der Hochschule und im Fachbereich sowie die Vernetzung der Studierenden gefördert werden.
Die Hochschulen Fulda und Darmstadt sowie die Technische Hochschule Mittelhessen erarbeiteten bereits in einem gemeinsamen Modellprojekt verschiedene Umsetzungskonzepte für ein SaG. Im Rahmen der QuiS-Förderlaufzeit werden diese Konzepte nachhaltig verankert und ausgerollt. Die Hochschule RheinMain und die Frankfurt University of Applied Sciences entwickeln und erproben aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen und Maßnahmen des Modellprojekts Piloten für ausgewählte Fachbereiche.
Das Programm „Hohe Qualität in Studium und Lehre, gute Rahmenbedingungen des Studiums“ (QuiS) wird gefördert vom:
Kompetenzanalyse
Direkt zu Beginn des Studiums werden alle Studienanfänger*innen des jeweiligen Studiengangs aufgefordert an einer fachspezifischen Kompetenzanalyse teilzunehmen.
Die Kompetenzanalyse - größtenteils digital gestützt - unterteilt sich in zwei Teilbereiche:
- Kompetenztests in Grundlagenfächern der jeweiligen Studiengänge
- Tests zur Selbsteinschätzung bzgl. Studienmotivation und Selbstwirksamkeit
Im Anschluss an die Kompetenzanalyse werden mit den Teilnehmer*innen persönliche Reflexions- und Beratungsgespräche auf Basis der erreichten Ergebnisse geführt. Gegebenfalls folgt dann eine Empfehlung zu einem Wechsel in die Studiengangsvariate.
Fachliche Unterstützung
Teilnehmer*innen an der Studiengangsvariante haben die Möglichkeit an Zusatzangeboten (überwiegend verpflichtend) zur Angleichung des Wissens-/Kompetenzniveaus innerhalb einer intensiv betreuten Lerngruppe teilzunehmen. Beispiele für die Zusatzangebote sind u.a.:
- Unterstützungskurse in den Grundlagenfächern
- Ergänzende Praktika und Labortätigkeiten zur Unterstützung des Theorieverständnisses
- Repetitorien, Klausurvorbereitungskurse, offene Sprechstunden und Lernzeiträume
- Projektarbeit in der Studieneingangsphase zur Förderung der frühzeitigen Identifikation mit dem Studienfach
Ergänzend zu den Präsenzveranstaltungen werden E-Learning-Angebote/Online-Kurse zu den Grundlagenfächern bereitgestellt. Diese digitalen und hybriden Angebote zur Vertiefung der Studieninhalte werden kontinuierlich weiterentwickelt und erweitert.
+ 2 Semester BAföG
Durch Teilnahme an der Studiengangsvariante wird die Studieneingangsphase um zwei Semester gestreckt.
Besteht eine BAföG-Förderungsfähigkeit, so gilt diese auch für die zusätzlichen zwei Semester.
Organisatorische Unterstützung
Über die reinfachlichen Angebote hinaus bietet die Studiengangsvariante vielfältige organisatorische Unterstützung:
- Intensive Begleitung in der Eingangsphase durch das Projektteam zur individuellen Studienverlaufsplanung und zur Förderung von Reflexionsprozessen
- Organisatorische Begleitung durch Mentor*innen zur Sozialisation an der Hochschule
- Setting "Gruppenmentoring" zur Förderung der Wahrnehmung der Vielfalt untereinander bei gleichzeitiger Chance, in der Vielfalt als Individuum gesehen zu werden
- Stärkung von überfachlichen Kompetenzen und systematische Vorbereitung auf selbstorganisiertes Lernen im späteren Studienverlauf durch:
- Praxisprojekte in kleinen Gruppen zum Trainieren von Projektmanagement, Lernmethoden, Selbstorganisation, Zeitmanagement, Teamfähigkeit und erster Erprobung von beruflichem Handeln
- Zusätzliche Kurse und Workshops zur Vermittlung überfachlicher Kompetenzen
- Zusatzangebote zur Berufsfelderkundung (bspw. Exkursionen, Praktika)
- Szenarien des digital gestützten Lehrens und Lernens dienen der Unterstützung des Lern- und Reflexionsprozesses
Das Studium der angepassten Geschwindigkeit an der THM | GettING Started
Die THM hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit dem Studium der angepassten Geschwindigkeit, den Übergang von Schule zur Hochschule zu verbessern. Die Studiengangsvariante "GettING Started" kann eine nachhaltige Steigerung von Studienerfolg sowie die Reduktion von Studienabbrechern unter Beibehaltung des aktuell hohen Ausbildungsniveaus bewirken. Durch eine Streckung des Grundstudiums um zwei Semester wird die Studiergeschwindigkeit zugunsten einer intensiveren Vertiefung der Vorlesungsinhalte gedrosselt. Durch verpflichtende Zusatzangebote sollen unterschiedliche Wissensniveaus auf ein einheitliches Level gebracht und überfachliche Kompetenzen gestärkt werden.
ERFAHRUNGSBERICHTE
Interview mit zwei Studierenden
Felix Baum und Joscha Schmidt machen einen entspannten Eindruck. "Alle Klausuren bestanden." Das erste Semester hätte schlechter laufen können.
Die beiden studieren Elektro- und Informationstechnik in Gießen, allerdings in einer Variante, die die THM seit dem vergangenen Jahr neu anbietet. "GettING Started" heißt das Programm, in dem das erste Studienjahr auf zwei Jahre gestreckt ist und das gesamte Bachelorstudium deshalb neun statt sieben Semester dauert.
Das Studiertempo reduziert sich dadurch zugunsten einer intensiven Vertiefung der Studieninhalte. Dadurch soll der Studienerfolg verbessert werden und bei gleichbleibend hohem Ausbildungsniveau die Abbrecherquote sinken. Zu den regulären Veranstaltungen besuchen die Teilnehmer weitere Pflichtkurse in Mathematik und Elektrotechnik, in denen sie von Tutoren unterstützt werden.
"Was man normalerweise zuhause macht, also die Vor- und Nachbereitung, machen wir mit den Tutoren in den Zusatzkursen", erklärt Joscha Schmidt. "Und in einer Gruppe von zehn Leuten kann man wirklich etwas lernen." Gut angekommen ist auch das elektrotechnische Labor "Get-Lab", in dem die Studenten praxisnahe Projekte im Team bearbeiten und lernen, wofür sie die theoretischen Grundlagen brauchen werden.
Zum Programm gehört außerdem ein Studieneinstiegsseminar. Selbständigkeit, Kommunikation, Teamarbeit und Zeitmanagement stehen hier im Mittelpunkt. "Viele Tipps, wie man gut ins Studium kommt", habe er hier bekommen, sagt Felix Baum. Auch eine Probeklausur hätten die Teilnehmer schreiben können.
"Sehr empfehlenswert" lautet ihr einstimmiges Urteil über GettING Started nach dem ersten Semester. Das Studium hätten sie auch in der konventionellen Variante geschafft, sind die beiden sicher, "aber nicht so entspannt". "Man hat diesen Eingangsstress nicht", berichtet der 21-jährige Joscha Schmidt. "Ich kam aus der Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Mit GettING Started fällt die Umstellung aufs Studium leichter." Felix Baum hat direkt nach dem Abitur am Technischen Gymnasium zu studieren begonnen. "Mathe und Physik sind halt schwer", ist sein Argument für die Studienvariante mit reduziertem Tempo. Außerdem, so der 19-Jährige pragmatisch, "hat man einfach mehr Freizeit". Die beiden reisen täglich gemeinsam aus Eschenburg-Hirzenhain bei Dillenburg an. Nicht jeden Tag zwischen fünf und sechs Uhr aufstehen zu müssen, sei ein zusätzliches Argument gewesen.
GettING Started sorgt für ein spezielles Gemeinschaftsgefühl und ein schnelleres Einleben und Organisieren im neuen System Hochschule. Erste Klausurergebnisse der Studierenden deuten auf eine positive Wirksamkeit dieser Maßnahme hin.
Neben Elektro- und Informationstechnik in Gießen bieten die Studiengänge Allgemeine Elektrotechnik sowie Nachrichtentechnik und Computernetze in Friedberg die GettING-Started-Variante an. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst fördert das Projekt. Modelle für das Studium mit reduzierter Geschwindigkeit testen auch die Hochschulen in Darmstadt und Fulda.
GettING Started IN DEN FACHBEREICHEN