Interview mit zwei Studierenden aus dem Fachbereich EI
Felix Baum und Joscha Schmidt machen einen entspannten Eindruck. "Alle Klausuren bestanden." Das erste Semester hätte schlechter laufen können.
Die beiden studieren Elektro- und Informationstechnik in Gießen, allerdings in einer Variante, die die THM seit dem vergangenen Jahr neu anbietet. "GettING Started" heißt das Programm, in dem das erste Studienjahr auf zwei Jahre gestreckt ist und das gesamte Bachelorstudium deshalb neun statt sieben Semester dauert.
Das Studiertempo reduziert sich dadurch zugunsten einer intensiven Vertiefung der Studieninhalte. Dadurch soll der Studienerfolg verbessert werden und bei gleichbleibend hohem Ausbildungsniveau die Abbrecherquote sinken. Zu den regulären Veranstaltungen besuchen die Teilnehmer weitere Pflichtkurse in Mathematik und Elektrotechnik, in denen sie von Tutoren unterstützt werden.
"Was man normalerweise zuhause macht, also die Vor- und Nachbereitung, machen wir mit den Tutoren in den Zusatzkursen", erklärt Joscha Schmidt. "Und in einer Gruppe von zehn Leuten kann man wirklich etwas lernen." Gut angekommen ist auch das elektrotechnische Labor "Get-Lab", in dem die Studenten praxisnahe Projekte im Team bearbeiten und lernen, wofür sie die theoretischen Grundlagen brauchen werden.
Zum Programm gehört außerdem ein Studieneinstiegsseminar. Selbständigkeit, Kommunikation, Teamarbeit und Zeitmanagement stehen hier im Mittelpunkt. "Viele Tipps, wie man gut ins Studium kommt", habe er hier bekommen, sagt Felix Baum. Auch eine Probeklausur hätten die Teilnehmer schreiben können.
"Sehr empfehlenswert" lautet ihr einstimmiges Urteil über GettING Started nach dem ersten Semester. Das Studium hätten sie auch in der konventionellen Variante geschafft, sind die beiden sicher, "aber nicht so entspannt". "Man hat diesen Eingangsstress nicht", berichtet der 21-jährige Joscha Schmidt. "Ich kam aus der Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Mit GettING Started fällt die Umstellung aufs Studium leichter." Felix Baum hat direkt nach dem Abitur am Technischen Gymnasium zu studieren begonnen. "Mathe und Physik sind halt schwer", ist sein Argument für die Studienvariante mit reduziertem Tempo. Außerdem, so der 19-Jährige pragmatisch, "hat man einfach mehr Freizeit". Die beiden reisen täglich gemeinsam aus Eschenburg-Hirzenhain bei Dillenburg an. Nicht jeden Tag zwischen fünf und sechs Uhr aufstehen zu müssen, sei ein zusätzliches Argument gewesen.
GettING Started sorgt für ein spezielles Gemeinschaftsgefühl und ein schnelleres Einleben und Organisieren im neuen System Hochschule. Erste Klausurergebnisse der Studierenden deuten auf eine positive Wirksamkeit dieser Maßnahme hin.
Neben Elektro- und Informationstechnik in Gießen bieten die Studiengänge Allgemeine Elektrotechnik sowie Nachrichtentechnik und Computernetze in Friedberg die GettING-Started-Variante an. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst fördert das Projekt. Modelle für das Studium mit reduzierter Geschwindigkeit testen auch die Hochschulen in Darmstadt und Fulda.