Immer mehr Frauen übernehmen Führungsrollen in Unternehmen – mittlerweile knapp 30 Prozent in Deutschland. Doch wenn es um die Nachfolge in Unternehmen geht, insbesondere in solchen, die nicht aus der eigenen Familie stammen, sind Frauen noch immer unterrepräsentiert. „Es ist noch nicht alltäglich, dass Frauen als Externe Unternehmen kaufen“, sagt Prof. Dr. Manuela Weller, die im Fachbereich Wirtschaft an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) lehrt und forscht. Ihre Schwerpunkte umfassen kleine und mittelständische Familienunternehmen sowie Frauen in der Unternehmensnachfolge und als Gründerinnen.
Ein Problem, das Prof. Weller in ihrer Forschung identifiziert hat, ist die mangelnde Information über vakante Unternehmensnachfolgen. Oft erhalten Frauen erst spät oder gar nicht die Information, dass eine Nachfolge möglich wäre, da sie nicht immer Zugang zu den Netzwerken haben, in denen solche Informationen ausgetauscht werden. Zudem stellt die Finanzierung eine Hürde dar: „Bei Bankgesprächen begegnen Frauen manchmal Vorurteilen, insbesondere im Hinblick auf ihre Lebensplanung“, erklärt Weller. Sie betont, dass es nicht gerechtfertigt sei, Frauen aufgrund von familiären Überlegungen von Führungspositionen auszuschließen, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels.
Die Bedeutung dieser Problematik wird durch die Zahlen unterstrichen: Zwischen 2022 und 2026 stehen laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn in Deutschland rund 190.000 Familienunternehmen zur Übergabe an – davon allein 53.000 in Hessen. Ein Bericht der Deutschen Industrie- und Handelskammer aus dem Dezember 2023 zeigt zudem, dass 40 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland keine geeignete Nachfolge finden.
Weller ermutigt Frauen, die eine unternehmerische Karriere anstreben, sich frühzeitig Unterstützung und Vorbilder zu suchen. Sie empfiehlt außerdem, bereits vor der konkreten Suche nach einem Unternehmen Kontakt zu Institutionen wie der Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer sowie der THM aufzunehmen, um sich umfassend über den Prozess einer Unternehmensübernahme zu informieren.
Gleichzeitig rückt sie auch die Perspektive der Unternehmerinnen und Unternehmer in den Fokus: „Für viele Firmeninhaber ist es schwierig, die Nachfolgefrage offen anzugehen, besonders wenn die eigenen Kinder kein Interesse an der Übernahme zeigen. Dies führt oft dazu, dass Vakanzen nicht öffentlich bekannt werden.“ Prof. Weller appelliert daher an familiengeführte Unternehmen, sich nicht vor der Suche nach einer externen Nachfolge zu scheuen und diese als Chance und nicht als Makel zu betrachten.
Prof. Dr. Manuela Weller hat über dieses Thema in der Podcastreihe „Nachfolge ist Vertrauenssache“ der IHK Kassel-Marburg gesprochen. Der gesamte Podcast ist auf der Website der IHK Kassel-Marburg zu finden.