Eine Einlegesohle mit GPS-Technik und Sturzsensor soll die Lebensqualität von Menschen mit Demenz steigern – mit dieser Idee haben die THM-Studierenden Emily Schmidt, Vincent Dern und Schlemun Danho den Hessischen Gründerpreis in der Kategorie „Gründung aus der Hochschule“ gewonnen.
„Als ich die Videos unserer Mitbewerber gesehen habe, ist meine Hoffnung auf den Sieg erloschen“, erinnert sich Emily Schmidt. Als wenige Minuten später dann tatsächlich der Titel ihrer eigenen Idee – Clever Sole – laut durch den Marburger Lokschuppen hallte, hatte sie nur einen Gedanken: „Verrückt!“ Der Sieg beim Hessischen Gründerpreis gibt ihrer Idee, moderne mit bewährter Technik zum Nutzen einer stetig wachsenden, hilfsbedürftigen Bevölkerungsgruppe zu vereinen, weiter Antrieb. „Dass wir definitiv gründen wollen, wussten wir schon vorher. Aber jetzt wissen wir, dass auch die Gesellschaft das Potenzial dahinter sieht“, freut sich Schmidt.
Die Gesellschaft, das sind die Teilnehmenden des offenen Online-Votings des Hessischen Gründerpreises und die Fachjury, der die drei Friedberger ihre Idee im Rahmen einer Präsentation vor der feierlichen Preisverleihung vorgestellt hatten. Dabei zeigten sie Prototypen einer orthopädischen Einlegesohle, die GPS- und Sturzsensoren in sich trägt und mittels einer vom Team selbstentwickelten Software den Bewegungsradius von Demenzkranken erweitern soll. „Pflegekräfte, denen wir unsere Sohle vorstellen, haben oft etwas Angst vor der Technik. Bis sie sehen, wie einfach das ist“, erläutert Schmidt ihren Ansatz, Hürden klein zu halten. Simpel erklärt kann für jeden Demenzkranken ein Radius definiert werden, in dem er oder sie sich unbewacht bewegen kann. Das datenschutzkonforme System alarmiert und erlaubt eine Verfolgung erst dann, wenn dieser Radius überschritten wird. Bei Demenzkranken, die häufig ein starkes Bedürfnis haben, nach draußen zu gehen, kann dies die Zeit bis zum Auffinden drastisch reduzieren und Unfälle vermeiden helfen. Es erlaubt ihnen, sich freier zu bewegen – weil sie im Zweifelsfall schneller aufgefunden werden können.
Im Wettbewerb überzeugte dieser Ansatz. „Hochschulen können echte Brutstätten für Innovation sein: Wenn sie nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch den Mut fördern, Grenzen zu überwinden. Erst wenn Ideen auf die passende Förderung treffen, werden aus Visionen Realität – und Gründungen zum Wirtschaftsmotor von morgen“, sagte Laudator Dr. Dennis Lotter, Professor und Studiendekan an der Hochschule Fresenius. Angetreten war Clever Sole gegen ein Startup namens „Happy“ mit einem Hochdurchsatzverfahren zur Altersbestimmung aus Marburg und „dianovi“ aus Darmstadt, ein System zur Entscheidungsunterstützung für die Notaufnahme. „Jede dieser Ideen hat es verdient, im Finale zu sein“, sagt Schmidt. Dass ihr Team letztlich siegreich war, habe sie immer noch nicht gänzlich verarbeitet. „Ich hatte noch nie so Herzklopfen“, sagt sie.
Sie wertet das Ergebnis als starkes Signal, weiterzumachen: „Es ist ja nicht so, dass in einem Gründungsprozess immer alles nur glatt läuft“, berichtet die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens. Rückschläge gehörten dazu, der Sieg beflügle. „Der Markt scheint reif zu sein für unsere Idee“, ist sie überzeugt: Immer mehr Menschen seien von Demenz betroffen, es gebe also auch immer mehr betroffene Angehörige. „Und der Pflegenotstand verschärft die Situation“, berichtet Schmidt, die selbst in der Altenpflege tätige Verwandtschaft hat. Das Team habe den festen Willen, hier eine kleine Erleichterung anzubieten.