Radiofrequenz-Ionentriebwerke (RIT) waren Gegenstand einer Forschungsinitiative, die im Rahmen der hessischen „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE) gefördert wurde. Unter Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen arbeitete der Verbund „RITSAT“ an der Entwicklung solcher Triebwerke, die zur Stabilisierung der Bahn und Lage von Satelliten im Weltraum eingesetzt werden. Einen Schwerpunkt bildeten dabei neue Konzepte auf dem Feld von Materialwissenschaften, Mikro- und Nanotechnologie. Dem Team gehörten auch Absolventen der TH Mittelhessen an, denen das Projekt die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Weiterqualifizierung bot.
Einer dieser jungen Ingenieure ist Chris Volkmar, der im Sommer 2015 seine Promotion zum Dr. rer. nat. abgeschlossen hat. In seiner Dissertation, die von Prof. Dr. Peter Klar, dem Projektkoordinator vom Physikalischen Institut der JLU, und Prof. Dr. Ubbo Ricklefs vom Fachbereich Elektro- und Informationstechnik (EI) der THM betreut wurde, befasste er sich mit mathematischen Berechnungen. Er entwickelte ein numerisches Modell, das es ermöglicht, wichtige elektrische Parameter der Triebwerke zu prognostizieren. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit seines mathematischen Lösungsansatzes konnte er durch den experimentellen Betrieb eines RIT nachweisen. Dr. Volkmar, der zunächst ein Studium an der THM mit dem Diplom abschloss und 2014 dort den Master in Elektro- und Informationstechnik erwarb, ist am Fachbereich EI als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.
Die Resultate seiner Dissertation sind in die Aufgabenstellungen weiterer Doktoranden eingeflossen, die zurzeit an Fragen aus dem RITSAT-Themenfeld arbeiten. Jens Simon beschäftigt sich zum Beispiel damit, die Energieeinspeisung des Triebwerks durch ein neuartiges Generatorkonzept zu optimieren. Der Diplom-Ingenieur, der 2015 sein Masterstudium an der THM beendet hat, überprüft gegenwärtig im Labor die Effizienz des von ihm entwickelten Radiofrequenz-Generators. Auch seine Dissertation betreut Prof. Klar. Der wissenschaftliche Begleiter auf Seiten der THM ist Prof. Dr. Uwe Probst vom Fachbereich EI.
Derzeit laufen noch zwei weitere kooperative Dissertationen zwischen THM und JLU, die durch RITSAT auf den Weg gebracht wurden. Das Projekt war in sechs Arbeitsgebiete unterteilt, wobei sich das Team der TH Mittelhessen auf die Aspekte Elektronik und elektromagnetische Verträglichkeit konzentrierte. Insgesamt hat das Land Hessen im Rahmen von LOEWE 3,8 Millionen Euro in die Entwicklung solcher Ionentriebwerke und die Erforschung grundlegender plasmaphysikalischer Fragen investiert.