Neues Leben für Kloster Altenberg: Mit zukunftsweisenden Nutzungskonzepten für die im zwölften Jahrhundert erbaute Klosteranlage oberhalb der Lahn bei Solms-Oberbiel haben sich 29 Architektur-Studierende aus Italien, Spanien, der Türkei und Gießen während der zweiwöchigen Summer School am StudiumPlus-Campus in Wetzlar beschäftigt. Ausrichter war der Fachbereich Bauwesen der Technischen Hochschule Mittelhessen. Im Mittelpunkt des internationalen Workshops „Clausura 23“ stand neben Kreativität und Baukonstruktion die Völkerverständigung.
Zum dritten Mal war die THM Gastgeberin des Architektur-Workshops, der seit 2002 alljährlich an wechselnden Standorten veranstaltet wird. Diesmal nahmen Studierende und Professoren der Universitäten Pavia (Italien) und Madrid (Spanien), des Institute of Technology in Izmir (Türkei) sowie der THM teil. Organisiert und betreut wurde der Workshop von Prof. Dipl-Ing. Nikolaus Zieske und Ulrike Wassermann vom THM-Fachbereich Bauwesen.
Die Projektaufgabe ging auf eine Anfrage des Grafen von Oppersdorf zu Solms-Braunfels zurück. Als Eigentümer wünschte er sich von den Studierenden Ideen für die Zukunft des Klosters, das noch bis zum Jahr 2054 per Erbbaurecht an die Königsberger Diakonie verpachtet ist. Nachdem die letzten Diakonissen den Altenberg vor über zehn Jahren verlassen haben und noch mehr seit der Corona-Pandemie stehen weite Teile der Anlage leer. Aktuell gibt es vor allem ein Standesamt, und die Geistliche Gemeinschaft Altenberg hat dort ihre Heimat.
Die Studierenden erhielten einen komplexen Auftrag, für den sie innerhalb von nur 14 Tagen Ergebnisse erarbeiten sollten. Vorgabe war, dass ihre Entwürfe einen Ort für Hochzeitsfeiern, einen Hotelbetrieb und Gastronomie für Tagesgäste vorsehen sollten. Außerdem galt es, für die Geistliche Gemeinschaft die ungestörte Religionsausübung zu gewährleisten. Ziel war, die unterschiedlichen Besucherströme zu kanalisieren und den jeweiligen Bedürfnissen gerecht zu werden, erklärte Wassermann.
Jeweils vier Studierende aus vier Ländern bildeten ein internationales Projektteam. Auf der Suche nach gemeinsamen Lösungen mussten sie Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede überwinden, aber auch voneinander abweichende Ansprüche an Design und Konstruktion in Einklang bringen. Die Zusammenarbeit mit den Studierenden aus anderen Ländern bezeichneten Berna Bahar Ören aus Izmir und Sarina Pumm, Master-Studentin an der THM, als spannend und lehrreich. Ihr Konzept für den Altenberg, das sie im Team gemeinsam mit Gaia Di Lernia aus Pavia und Miriam Hernández aus Madrid entwickelt haben, sieht einen öffentlichen und einen privaten Hof mit getrennten Zugängen innerhalb der Klostermauern vor, den einstigen Klausurenhof und den Pilgerhof, dazu eine Eventhalle für Hochzeitsfeiern. Zum Abschluss des Workshops präsentierten alle Teams ihre Ergebnisse vor Graf Oppersdorf zu Solms-Braunfels sowie Vertretern der Königsberger Diakonie.
Auch abseits der Projektarbeit war die Stimmung während der Summer School großartig, berichteten die Teilnehmer. In der Campus-Küche wurden italienische, türkische, spanische und deutsche Kochabende veranstaltet. Dazu fanden Ausflüge mit Stadtführungen in Gießen und Wetzlar, ein Workshop bei der Leica Camera AG und ein Besuch im Kloster Altenberg statt. Die Professoren Erdem Erten (Izmir), Enrique Martinez (Madrid) und Alessandro Greco (Pavia) hielten Vorlesungen zu aktuellen Architektur-Themen in ihren Ländern. Finanziert wurde der Workshop aus EU-Mitteln der neuen „Blended Intensive Programmes“ im Rahmen von Erasmus. 2024 wird die Universität Pavia Gastgeberin sein.