Als der flüssige Stickstoff wie Nebel über den Boden wabert, sind die Kinder fasziniert und rücken dicht zusammen. Laura Seker-Haus und Philipp Anton Schafhauser aus dem Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaft und Informatik (MNI) der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) stellen vor ihren Augen innerhalb weniger Minuten Erdbeereis her. Die Kinder, die an der Ferienbetreuung „Kindersommer“ der Sportjugend Wetzlar teilnehmen sind sich einig: „Das Eis ist mega lecker.“
Vor diesem praxisnahen chemischen Experiment haben die Kinder zwischen sechs und 13 Jahren bereits physikalische Experimente ausprobiert. In Kleingruppen eingeteilt erfuhren die insgesamt 33 Mädchen und Jungen im Fachbereich MNI, was Magnetismus ist und was Luft alles kann. Eigens für den Kindersommer 2024 öffneten die wissenschaftlichen Mitarbeitenden Dr. Kaija Spruck und Dr. Benjamin Ebinger sowie die Lehrkraft Samaneh Emami die Physik-Labortüren.
Langsam lassen die Kinder Eisenspäne auf eine Glasplatte rieseln, unter der ein Magnet festgeklebt ist. Die Späne ordnen sich sofort in einem Muster an, die Kinder sind fasziniert. Staunende Blicke gibt es aber, als Samaneh Emami ein Magnetfeld erzeugt und dadurch ein kleiner Globus in der Luft zu schweben scheint. Das wollen die Kinder natürlich auch ausprobieren. Mit etwas Geduld schaffen es die meisten, genau den Zustand herzustellen, in dem die magnetische Kraft die Erdanziehungskraft kompensiert. „Magnetische Levitation heißt das“, erklärt die Physikerin.
In einem anderen Teil des Labors lässt Dr. Benjamin Ebinger die Kinder erst einmal herausfinden, ob Luft etwas wiegt. Die meisten Kinder vermuten, dass sie kein Gewicht hat. Zuerst wiegen die Kinder aus, was eine Gasflasche mit einem Liter Luft wiegt, danach holt Ebinger mithilfe einer Vakuumpumpe die Luft aus der Flasche, die Kinder dürfen wieder wiegen. Etwa ein Gramm Unterschied stellen sie fest – Luft wiegt also etwas. Dass Luft Töne transportiert, zeigt Ebinger in einem zweiten Experiment. Und erklärt: „Schaut ihr Weltraumfilme? Da sind ja fast immer Geräusche und Gespräche im Weltall zu hören, aber eigentlich ist es dort ganz still. Die Filmemacher mogeln also ein bisschen.“
Nass geht es bei Dr. Kaija Spruck zu. Sie lässt die Kinder einen cartesischen Taucher bauen – ein kleines mit Luft und Wasser gefülltes Gefäß, das in einer Wasserflasche auf- und absteigen kann, wenn die Flasche von außen unterschiedlich fest gedrückt wird. Zuerst befüllen die Mädchen und Jungen kleine Backaromafläschchen nur so weit mit Wasser, dass sie mit der Öffnung nach unten aufrecht in einer Tasse voll Wasser schweben. Diese werden anschließend vorsichtig in eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche gesetzt, drücken die Kinder die Flasche zusammen, sinkt das Backaromafläschchen Richtung Boden, lässt der Druck nach, steigt es wieder auf. „Diese Technik wird beispielsweise bei U-Booten genutzt, wir haben also ein Mini-U-Boot gebaut“, erklärt Spruck den Kindern.
Die THM ist ein Partner-Unternehmen des Kindersommers, der von IHK Lahn-Dill koordiniert und von der Sportjugend in Wetzlar organisiert wird. Schulpflichtige Kinder zwischen sechs und 13 Jahren erleben vier Wochen lang in den Sommerferien ein abwechslungsreiches Programm. Die Mitarbeitenden und Studierenden der THM können ihre Kinder nicht nur für die Ferienbetreuung anmelden. Die THM beteiligt sich an dem Angebot mit ihrer Initiative „Familiengerechten Hochschule“. Auch für die THM-Standorte Gießen und Friedberg gibt es vergleichbare Angebote.