Der Kindergesundheitsbericht für 2024 ist am Dienstag dieser Woche in der Bundespressekonferenz vorgestellt worden. Schwerpunkt des Berichtes ist der Zusammenhang zwischen Schule und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Eine Erkenntnis darin hat Prof. Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong von der THM mit publiziert: Sie spricht sich dafür aus, dass mehr Gesundheitsfachkräfte in Schulen eingesetzt werden. Schülerinnen und Schüler, nicht nur mit chronischen Erkrankungen, profitieren davon – das zeigen Modellprojekte in Brandenburg und Hessen, wissenschaftliche Untersuchungen und Gutachten.
Maulbecker-Armstrong, die Professorin für Medizinisches Management an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) ist, und ihr Co-Autor Dieter Schulenberg, der bis 2020 Geschäftsführer der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung in Frankfurt war, zeigen, wie groß der Anteil an chronisch erkrankten Kindern in Schulen ist, beispielweise an Diabetes Typ 1. Auch die psychische Gesundheit habe sich seit der Corona-Pandemie verschlechtert. Sie verdeutlichen aber auch, wie groß der Bedarf ist, Kindern Verantwortung für ihre Gesundheit beizubringen. Im Spektrum zwischen Prävention, Notfallversorgung und Früherkennung können Gesundheitsfachkräfte an Schulen wirken.
Ein positiver Effekt, wie Maulbecker-Armstrong und Schulenberg schreiben: Kinder mit Erkrankungen sind dank der Begleitung einer Schulgesundheitsfachkraft länger in der Lage, am Unterricht teilzunehmen, müssen seltener ihre Schulkarriere unter- oder abbrechen, Eltern und Lehrkräfte werden unterstützt. So fühlten sich 83 Prozent der befragten Eltern, die Kontakt zu einer Schulgesundheitsfachkraft hatten, durch deren Aktivität entlastet. Auch die befragten Lehrkräfte gaben zu 96 Prozent an, von fachfremden, gesundheitsbezogenen Tätigkeiten entlastet zu sein. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler unter elf Jahren, die trotz einer Erkrankung in der Schule bleiben konnten, stieg von zwölf auf 20 Prozent.
Ein Gutachten vom Institut für Gesundheits- und der Pflegewissenschaft der Charité Berlin kommt zu folgendem Ergebnis: 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler besuchten die Schulgesundheitsfachkraft, davon 75 Prozent fühlten sich nach dem Besuch besser. Die Schülerinnen und Schüler haben Vertrauen zur Schulgesundheitsfachkraft und fühlen sich besser über Gesundheit informiert. 60 Prozent achten mehr auf gesunde Ernährung, 40 Prozent trinken weniger süße Getränke, 30 Prozent nutzen weniger Medien, 60 Prozent bewegen sich öfter und mehr als 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben häufiger an Veranstaltungen zur Gesundheit teilgenommen.
Auch finanziell lohnt es sich, Schulgesundheitsfachkräfte in die Schulen zu bringen. Maulbecker-Armstrong und Schulenberg konnten zeigen, dass der Einsatz von Gesundheitsfachkräften in der Lebenslaufperspektive der Schülerinnen und Schüler zu einem hohen „Earn-Back Effekt” führt: Jeder investierte Euro generiert je nach Verlauf bis zu 43 Euro.
In Hessen lief dazu ein Pilotprojekt von 2017 bis 2020, an den zehn beteiligten Schulen wurde es danach verstetigt. Mittlerweile sind 50 Schulgesundheitsfachkräfte hessenweit angestellt. Maulbecker-Armstrong und Schulenberg stellen fest, dass ein gesundes Aufwachsen unter anderem eine Bedingung für einen erfolgreichen Bildungsabschluss ist: „Gesundheitsförderliche Potenziale werden bisher noch nicht systematisch genutzt.“ Während es beispielsweise in den USA oder Großbritannien bereits eine Regelversorgung mit school nurses an Schulen gibt, testen erste Bundesländer das Angebot erst seit einigen Jahren. Sowohl die etablierten Programme als auch die Modellprojekte zeigen, dass Schulgesundheitskräfte eine zentrale Aufgabe im schulischen Umfeld haben. Sie tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche in der Schule ein sicheres und gesundes Leben führen können.