Tagungsorganisation in hochschulübergreifender Kooperation: Prof. Dr. Monika Maria Möhring, Leiterin des BliZ (2. von links) der THM, ihr Stellvertreter Andreas Deitmer und das Team von der Goethe-Universität Frankfurt„Digitale Barrierefreiheit weiter denken“ lautet am Freitag, dem 16. September, der Titel einer Tagung an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg. Dazu lädt das Team um Prof. Dr. Monika Maria Möhring, Leiterin des Blindenzentrums BliZ der THM, gemeinsam mit dem Studium Digitale der Goethe-Universität Frankfurt um Dr. Sarah Voß-Nakkour ein.

Die Inklusion von behinderten und eingeschränkten Menschen in Schule, Studium und Beruf steht zunehmend im öffentlichen Fokus. Sowohl die UN als auch die Europäische Union haben hierfür weitreichende Konventionen und Gesetze erlassen. Auch seelische Behinderungen rücken immer mehr ins Bewusstsein der Gesellschaft. Zahlreiche Initiativen der Industrie und öffentlichen Verwaltung zur beruflichen Integration behinderter Talente zeugen von diesem positiven Sinneswandel.

Ein Studium mit Behinderung ist jedoch immer von Barrieren gekennzeichnet, selbst wenn es um digitale Inhalte und Lehrformate geht. Durch die Pandemie wurden Videokonferenzen, Lernplattformen und digitale Vorlesungsunterlagen plötzlich zu einem zentralen Bestandteil des Hochschulalltages. Wissensberufe werden zunehmend im Homeoffice ausgeübt. Trotz aller Chancen, die sich hier für Behinderte bieten, werden die digitalen Barrieren und sozialen Herausforderungen dadurch vorerst umso vielfältiger. 

Die Goethe-Universität Frankfurt und die Technische Hochschule Mittelhessen widmen sich unter dem Dach des „HessenHub" seit 2019 diesem Thema. Ihr gemeinsam initiiertes „Netzwerk digitale Barrierefreiheit an Hochschulen“ will eine Inklusionskultur an hessischen Hochschulen schaffen und das Know-How im deutschsprachigen Raum bündeln. Ziel ist es, Dozierende und wissenschaftliches Personal der Hochschulen und inklusiven Schulen qualifiziert in die Lage zu versetzen, beeinträchtigten und behinderten jungen Menschen den Zugang zu dem oft komplexen Fachwissen im Bereich Inklusion zu ermöglichen. 

Zu der Tagung in Präsenz haben viele Fachleute aus der Forschung und Lehrkräfte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum Beiträge in Form eines Vortrags oder Workshops angemeldet. Geboten werden Einblicke in Projekte zur barrierefreien Hochschulorganisation und -kommunikation (z.B. IT-Systeme zur Prüfungsanmeldung und Notenverwaltung). Im Programmpunkt „inklusive Lehre“ wird ein einzigartiger Taschenrechner für Blinde der BliStA Marburg vorgestellt. Innovative Formate wie 3D-Programmierung, spielerisches Lernen am PC und virtuelle Welten sowie Lernvideos machen Inhalte für eingeschränkte Menschen begreifbar und kommen gleichzeitig Nichtbehinderten zu Gute. Barrierefreie Dokumente und Videos mit Untertiteln bereiten bereits im Vorfeld auf Vorlesungen vor. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf das Verstehen von Depressionen gelegt, wozu ein Workshop der Robert-Enke-Stiftung beitragen soll. Die Konferenz zeigt zudem anhand von Expertenberichten bewährte und zukünftige Konzepte in Sachen Barrierefreiheit und Bildungsgerechtigkeit auf.

Im Rahmen der Veranstaltung stellt das Netzwerk auch den aktuellen Sammelband „Digitale Barrierefreiheit in der Lehre weiter denken“ vor. Er soll inklusiv Lehrenden und Didaktikern erprobte Konzepte und theoretische Grundlagen zur behindertengerechten Lehre an die Hand geben und wird aufgrund der großen Bedeutung der Thematik demnächst auch in englischer Sprache veröffentlicht.

Bei der Tagung, die von 9:30 bis ca. 16:30 Uhr am THM-Campus Friedberg stattfindet, sind auch Interessierte außerhalb des Hochschulumfeldes und betroffene Studierende willkommen. Hier gibt es weitere Informationen zu Programm und Veranstaltungsort sowie den Zugang zur kostenlosen Anmeldung.