Anastasia Oberst, Grafikerin bei „tinyCampus“ und „Social Media Systems“-Studentin an der THM, präsentiert die neue Campus-App, die dem Team den „delina“-Innovationspreis eingebracht hat. Foto: THMWelche Vorlesungen habe ich heute Nachmittag? Und was kann ich vorher in der Mensa essen? Wo kann ich gerade mein Semesterticket aktualisieren? Und wann war nochmal der Semesterbeitrag fällig? Antworten auf die alltäglichen Fragen des Studierendenlebens an der THM bietet seit einigen Wochen die App „tinyCampus“. Es ist eine der ersten Apps ihrer Art – entwickelt von Studierenden für Studierende. Entstanden ist sie im Rahmen des Programms „Klasse in der Masse“ (KiM), das zum Jahresende ausläuft und die lokale Umsetzung des bundesweiten „Qualitätspakt Lehre“ darstellt.

„Wir wollten ein Projekt anbieten, in das die Studierenden aktiv eingebunden werden“, erinnert sich Fabian Rudzinski, wissenschaftlicher Mitarbeiter im von Gisa von Marcard geleiteten KiM-Programm und „Lead Developer“ der App an die ersten Schritte im Jahr 2017. Die fertige App war zwar das klare Ziel, aber der Weg stellte den eigentlichen Lehrinhalt dar. „Eine Software zu bauen ist gar nicht das Problem“, sagt Rudzinski, der beruflich aus der Computerspiele-Entwicklung kommt. Die zugrundeliegenden Modelle, Prozesse und Herangehensweisen seien entscheidend. Zu Beginn stand nur der Plan, eine Campus-App herausbringen zu wollen. Die Inhalte, die technische Basis, Programmierung und Dokumentation – all das lag und liegt überwiegend in studentischer Hand: Neben Fabian Rudzinski und dem zweiten „Lead Developer“ und Designer des Teams, Marwin Lebensky, besteht das mehr als 20-köpfige Team fast ausschließlich aus Studierenden.

Das hat den Vorteil, genau auf den Bedarf der Zielgruppe hin arbeiten zu können. Was sind, neben individualisierbarem Stundenplan und Mensa-Menü, die „Must Haves“ so einer App? Studierende wissen es am besten. Und wissen die Wünsche der Kommilitonen am besten einzuschätzen. Denn die geben auch Feedback, etwa im redaktionell betreuten Fragen-und-Antworten-Bereich der App, wenn die Redaktion beispielsweise fragt: „Welche Module wünscht ihr euch als nächstes?“

Der modulare Aufbau von „tinyCampus“ ist ein Alleinstellungsmerkmal. Eine neue Funktionalität kann so relativ leicht eingespielt werden, ganz den Wünschen der User entsprechend. So ist eine Erweiterung geplant, die erläutert, wie die Praxisphasen im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen ablaufen. Auch den Bedürfnissen anderer Hochschule kann „tinyCampus“ gerecht werden: „Die App ist zwar für die THM entwickelt, aber Open Source“, erklärt Rudzinski. Jede Bildungseinrichtung, die die Notwendigkeit für eine eigene App sieht, könne auf dem Vorhandenen aufbauen. Auch gänzlich andere Nutzungen sind so denkbar – Museen etwa hätten bereits Interesse bekundet. Dass Datenschutz in der werbefreien App Priorität hat, sieht der Projektleiter als Selbstverständlichkeit an.

Schon in ihrer Entstehung hat das App-Projekt in seiner Vielfalt und Einzigartigkeit für Aufmerksamkeit gesorgt: Während der Fachtagung „What Works“, bei der deutschlandweite Modelle und Maßnahmen aus dem „Qualitätspakt Lehre“ vorgestellt wurden, kamen die Macher 2018 auf das Treppchen der besten Drei. Und auf der Didaktik-Messe „Learntec“ hat das Team Anfang 2020 den dritten Platz beim „delina Innovationspreis für digitale Bildung“ in der Kategorie „Hochschule“ geholt. Wichtiger aber ist, dass die App bei jenen ankommt, an die sie sich richtet: Studierende. Innerhalb der ersten vier Wochen wurde „tinyCampus“ rund 2200 Mal heruntergeladen. Etwa 400 Studierende schauen täglich rein.

Die derzeit zweisprachige App ist für iOS und Android verfügbar und in den entsprechenden Stores sowie über www.tinycampus.de erhältlich.