An der THM sind die ersten Studierenden als Radonfachpersonen ausgebildet worden. Sie erhalten ihr Zertifikat und Glückwünsche für ihre neu erworbene Expertise.„Sie sind nun elf Menschen, die zur Gesundheit und zum Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger beitragen“, sagte Sebastian Huber vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) bei der Übergabe der Zertifikate an die Studierenden der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM).

Die elf jungen Frauen und Männer sind nun sogenannte Radonfachpersonen im Land Hessen. Radon ist ein radioaktives Gas, das natürlichen Ursprungs ist und besonders beim Hausbau mitberücksichtigt werden sollte. Auch wer eine Bestandsimmobilie übernimmt oder bereits bewohnt, sollte sich zum Thema Radon beraten lassen. Denn dort, wo Radon vermehrt austritt, müssen die Kellerwände und Bodenplatte gut abgedichtet werden, um eine übermäßige Strahlenbelastung zu vermeiden.

„Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich Architektinnen und Architekten mit dem Thema auskennen“, erläuterte Dr. Benjamin Ebinger aus dem Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik. Er hatte die Ausbildung erarbeitet und die ersten Studierenden im zurückliegenden Sommersemester weitergebildet. „Wir haben die Ausbildung aufgrund ihrer Bedeutung als Wahlpflichtmodul im Fachbereich Bauwesen angeboten“, sagte er. Dessen Dekan Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz ist froh, dieses wichtige Thema im Bauwesen mit dem Zertifikat nun weiter voranbringen zu können: „Wir verbringen die meiste Zeit unseres Lebens in Gebäuden. Die Menschen dort vor Radon zu schützen, ist eine wichtige Sache. Die von Radon ausgehende radioaktive Strahlung kann das Lungengewebe schädigen, und so entsteht Krebs“, sagte er. Deshalb sei es wichtig, das Thema in die Köpfe der Architektinnen und Architekten zu bringen. Es brauche dringend mehr Forschung, wie die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei gleichzeitigem Abdichten der Gebäudehülle miteinander vereinbart werden können. „Dabei ist auch die Unterstützung des Umweltministeriums notwendig“, sagte Díaz.

Eine Zusatzausbildung zur Radonfachperson wird in Sachsen für Berufstätige angeboten. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden ist das Thema auch Bestandteil des Bauingenieurs-Studiums. „Eine allumfassende Ausbildung für Studierende, wie wir sie jetzt an der THM anbieten, gibt es unseres Wissens sonst nicht in Deutschland“, sagte Ebinger.

Jedes Sommersemester sollen sich ab jetzt Studierende für das Wahlpflichtmodul einschreiben können. Während des Semesters vermittelte Ebinger mit weiteren Lehrenden der THM und Angestellten des Hessischen Radonzentrums, das an der THM angesiedelt ist, sowie des HMLU den Frauen und Männern unter anderem die physikalischen, medizinischen, geologischen und rechtlichen Grundlagen zu Radon sowie passende Kommunikationsstrategien bei sensiblen Themen. Ute Schumacher gab praktische Einblicke in ihre Arbeit als Radonfachperson und Prof. Dr.-Ing. Walter-Reinhold Uhlig kam aus Dresden für ein Blockseminar zum Thema radonsicheres Bauen und Sanieren.

Als Prüfungsleistung haben die Studierenden bei sich daheim, den Eltern oder Bekannten eine Radonmessung durchgeführt und darüber ein Gutachten verfasst. Außerdem legten sie eine mündliche Prüfung ab. Die Ausbildung ist über das Hessische Radonzentrum, das an der THM angesiedelt ist, organisiert worden.

Paul Kalmbach ist eine der frisch ausgebildeten Radonfachpersonen. Er ist Masterstudent der medizinischen Physik und hat sich für das Wahlpflichtmodul entschieden: „Ich möchte vor allem Ängste nehmen. Viele meiner Verwandten und Bekannten leben in alten Häusern und hatten Bedenken“, sagte er. Glücklich nahm er das Zertifikat aus den Händen von Prof. Dr. Joachim Breckow entgegen. Der Strahlenschutzexperte und ehemalige Vorsitzende der Strahlenschutzkomission ist Vorsitzender des Beirates des Hessischen Radonzentrums. Er gratulierte den Studierenden und ermunterte sie, ihr Fachwissen künftig auch im Beruf einzusetzen.