Von der großen Expertise des Zentrums für Blinde und sehbehinderte Menschen (BliZ) an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) profitieren nicht nur die Studierenden. Auch öffentliche und kommerzielle Institutionen können Angebote nutzen.
Davon überzeugte sich der Beauftragte für Menschen mit Behinderung der hessischen Landesregierung, Andreas Winkel, nun persönlich. Grundsätzlich könne jedes Fach an der Hochschule, von Architektur über Gesundheitsmanagement und Ingenieursfächern bis Wirtschaftswissenschaften, mit jeder Behinderung studiert werden. Diesen Ansatz des barrierefreien Studiums erläuterte die Geschäftsführende Direktorin, Prof. Dr. Monika Maria Möhring.
Das BliZ hat mittlerweile fast 26 Jahre Erfahrung gesammelt, 13 Expertinnen und Experten arbeiten dort. Blinde und sehbehinderte, schwerbehinderte und chronisch kranke junge Menschen werden vom BliZ schon weit davor und während ihres Studiums bis zum Abschluss unterstützt. „Mich beeindruckt besonders, dass der überwiegende Teil, selbst schwerst behinderte, Absolventinnen und Absolventen ein Jahr nach dem Studium eine feste, regulär vergütete Arbeit gefunden hat“, sagte Andreas Winkel.
„Abhängig von der Art der Einschränkung gibt es große Unterschiede in Art und Intensität der Betreuung. Während zum Beispiel Menschen, die im Rollstuhl sitzen, vor allem von den barrierefreien Baulichkeiten der THM profitieren, müssen Studierende mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung auf erhebliche Hilfestellungen des BliZ zurückgreifen“, sagte Möhring. Diese beginnt mit der Antragsstellung für technische und personelle Arbeitshilfen weit vor Studienbeginn. Die Beraterinnen und Berater übernehmen das komplett für Studierende, um ihnen Bürokratie und Frustrationen zu ersparen. Gegebenenfalls werden Hilfsmittel anfangs aus dem Fundus des BliZ bereitgestellt, wenn die Anträge erst spät bewilligt werden.
Spezielle Einrichtungen im Hörsaal, Gebärdendolmetscherinnen oder –dolmetscher und untertitelte Vorlesungen ermöglichen Hörbehinderten ihr Studium. Für Sehbehinderte werden jährlich über 5000 Dokumente in Braille „übersetzt“, durch den Computer vorlesbar gemacht, und Grafiken fühlbar ausgedruckt. Jährlich werden außerdem etwa 550 Prüfungen unter behindertengerechten Bedingungen maßgeschneidert für jeden Prüfling im Zentrum ermöglicht.
Durch die verbesserte Diagnostik und Inklusion an Schulen kommen in jüngster Zeit vermehrt Studierende mit Neurodiversität, wie Autismus und ADHS an die THM, teilweise kombiniert mit anderen schweren Behinderungen. Einige davon haben bereits erfolgreich ihren Abschluss gemacht. Anders als bei seh- oder hörbehinderten Studierenden stellt das BliZ hier vor allem nichttechnische Studien- und Prüfungshilfen bereit. Diese erstrecken sich von der Beratung und Begleitung durch einen festen Mitarbeitenden für die gesamte Zeit des Studiums über die Zusammenarbeit mit Therapeutinnen und Therapeuten bis hin zu reizarmen Arbeits- und Prüfungsbedingungen.
Das BliZ bietet auch professionelle Begutachtung von Webseiten und IT-Anwendungen auf Barrierefreiheit an. Dieses Angebot steht sowohl öffentlichen als auch kommerziellen Institutionen offen. Der Hessische Behindertenbeauftragte Winkel, der mit vielen Institutionen und Akteurinnen und Akteuren im Austausch steht, möchte dieses Angebot weitertragen. Weitere Treffen mit ihm und den Mitarbeitenden des BliZ sind bereits vereinbart.