Es waren schwierige Zeiten, als im November 1922 Friedberger Studenten für Studenten – damals bis auf eine junge Frau tatsächlich nur Männer – aktiv wurden und eine „Studentenküche“ einrichteten. Das Leben wenige Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges war schwer genug. Die Inflation rannte und sollte im Folgejahr zur „Hyperinflation“ werden. Da entstand die Idee, am Polytechnikum wenigstens einmal am Tag verlässlich eine warme, bezahlbare Mahlzeit anzubieten. Daran erinnerte bei einer kleinen Feierstunde Oberbaurat a.D. Peter-Christian Hennig, THM-Alumnus und Stifter einer Gedenkplakette, die nun an der Mensa hängt.
In Anwesenheit von Vizepräsident Prof. Dirk Metzger, vielen Mitgliedern des „Vereins der Freunde und Förderer der THM in Friedberg“ um den Vorsitzenden Prof. Dr. Lars Heinert, einigen Mitarbeitenden und Studierenden sprach Hennig in Anlehnung an Goethe von „löblichem Tun“: Das sei der Aufbau der Mensa damals gewesen, das sei der Betrieb der Mensa durch das Studentenwerk Gießen heute und das sei es vor allem auch in den 100 Jahren dazwischen gewesen. Denn bis zur Übernahme des Betriebs in den 1980er Jahren war die Mensa 64 Jahre lang selbstorganisiert gewesen – von und für Studierende.
Hennig erinnerte in einem Schweif durch die Geschichte des Friedberger THM-Standortes daran, dass er selbst als AStA-Referent für die Mensa in den späten 1950er Jahren für den Einkauf verantwortlich zeichnete. „Die Kartoffeln mussten wir selbst ranschaffen. Und auch die Kohlen“, sagte er. Frisches Gemüse aus der Wetterau, Backwaren aus Friedberger Bäckereien. „Und alles ohne staatliche Zuschüsse“, erinnerte er sich.
Auch warf er einen Blick auf die verschiedenen Standorte der „Studentenküche“ vom alten Klosterbau bis zum heutigen Standort, den Prof. Metzger als für Bautätigkeiten zuständiges Präsidiumsmitglied um den Blick auf Gegenwart und Zukunft ergänzte. Das Gebäude im Herzen des Friedberger Campus könne nicht mehr weiterbetrieben werden. Baulich ist es am Ende seiner Lebenszeit angekommen, die Bauausführung würde eine Sanierung und Erweiterung im Vergleich zu einem Neubau völlig unwirtschaftlich erscheinen lassen. Weshalb an selber Stelle ein Neubau geplant wird. „Das ist gut. Aber es ist auch schade, denn die Mensa hat Charakter, den ein Neubau erst einmal wieder erwerben muss“, sagte er.
Abgeschraubt werden muss vor dem für das Frühjahr 2024 anvisierten Abriss des Gebäudes die zum Jubiläum frisch im Foyer der Mensa angebrachte Erinnerungs-Plakette. Der Förderverein hat sie herstellen lassen und mithilfe des Facility Managements montiert, THM-Alumnus Peter-Christian Hennig hatte sie gespendet. Und sie soll auch in der künftigen Mensa daran erinnern, dass der Friedberger Zusammenhalt schon 1922 ein besonderer war.