Wer seh-, hörbehindert oder anderweitig eingeschränkt ist, muss nicht nur beim Einkaufen, der Zugfahrt oder einem Spaziergang durch die Stadt immer wieder Hürden überwinden. Auch im digitalen Alltag stoßen Menschen mit Handicap häufig auf Barrieren. Wie Informationen online von allen Menschen wahrgenommen werden können, beschäftigt auch das Zentrum für blinde und schwerbehinderte Studierende (BliZ) an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM).
Um neue Impulse für ihre Forschungsarbeit zu erhalten, tauschten sich Mitarbeitende des BliZ mit Expertinnen und Experten auf der „International Conference on Universal Accessibility in the Internet of Things and Smart Environments“ (IARIA) in Barcelona aus und gaben ihr Wissen rund um digitale Barrierefreiheit an Teilnehmende weiter.
So verantwortete die Direktorin des BliZ, Prof. Dr. Monika Maria Möhring, wie bereits im Vorjahr einen mehrtägigen Programmschwerpunkt zum Thema „Digital Accessibility“ während der Konferenz. BliZ-Mitarbeitende organisierten zudem eine Einführung in digitale Blindenhilfsmittel für Seheingeschränkte mit Restsehvermögen, einen Workshop zur Begutachtung von Dokumenten und Webseiten bezüglich Barrierefreiheit, Vorträge zur Blindendidaktik in Ingenieurfächern sowie eine Vorführung der technologischen Neuentwicklungen, welche Studierenden im BliZ zur Verfügung stehen.
Auch der Fachbereich Bauwesen der THM war mit einem Forscher vertreten. Doktorand Abduaziz Juraboev präsentierte einen mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entwickelten Teppichboden mit Führungsrillen für den Blindenstock, der über Speicherchips auf der Unterseite zusätzliche Navigations-Hinweise an das Smartphone liefert.
Rose Zeller-Hofer aus dem Sprachenzentrum der THM stellte computergestützte Englischtests für seh- und hörbehinderte Studierende vor und Maria Bruno, Mitarbeiterin der Hochschulbibliothek, berichtete über ein Pilotprojekt für einen Audioguide, der das Auffinden von Literatur in den Räumen der Hochschulbibliothek an der THM ermöglicht.
Neben einem Beitrag von Prof. Silke Bock und Dr. Karin Riedhammer zu barrierefreien Lernportfolios des „Zentrum für kooperatives Lehren und Lernen“ (ZekoLL) der Technischen Hochschule Mittelhessen war das „Studium Digitale“ der Goethe-Universität Frankfurt in diesem Jahr mit zwei Workshops zum Thema inklusive Lehre mit neuen Medien vertreten. Da auch noch die Universität Kassel vor Ort war, wurde Hessen in diesem Jahr mit 21 Forscherinnen und Forschern repräsentiert. Weitere Teilnehmende kamen von der Universität Heidelberg, aber beispielsweise auch aus Brasilien, Japan, den USA und Norwegen.
„Für uns ergaben sich neue Zusammenarbeiten, nicht nur in Hessen, sondern weltweit, die wir nun weiter ausbauen möchten“, sagte BliZ-Direktorin Prof. Möhring.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst unterstützte die Reise der BliZ-Mitarbeitenden zur internationalen Konferenz nach Barcelona finanziell. Die IARIA wurde von Forschenden und Praktizierenden mit gemeinsamem Interesse am Wissenstransfer in der digitalen Welt gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern, die immer noch aktiv an der Konferenz teilnehmen, zählen unter anderem die NASA, die Mayo Clinic, Cisco und mehrere Universitäten weltweit.
Aufgrund ihrer Pionierleistung für die Konferenz und ihrer Forschungstätigkeit wurde Prof. Möhring zudem als „Fellow“ der IARIA als Ehrenmitglied auf Lebenszeit ausgezeichnet. Ihren „Special Track“ zur digitalen Inklusion wird sie auch im kommenden Jahr auf der Nachfolgekonferenz in Nizza anbieten.