THM-Vizepräsidentin Prof. Dr. Katja Specht (r.) verabschiedet mit Desirée Jost und Dr. Stefanie Klos (v.l.) die erste Kohorte des Scouting-Programms „ProTHM“. (Foto: THM)„Diese Urkunde wird später einmal in Ihren Bewerbungen auffallen“, ist sich Prof. Dr. Katja Specht sicher. Mit Dokument und Händedruck verabschiedet die für Studium und Lehre zuständige Vizepräsidentin der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) die erste Kohorte des Programms „ProTHM“, das jungen Frauen das Berufsziel „Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaft“ schmackhaft machen soll. Wenngleich sie selbst über Umwege in die Lehre gefunden hat, dürfte Specht das Vorbild sein, dass viele der 23 Studentinnen beim Gedanken an solch eine Karriere im Kopf haben.

Nicht ganz uneigennützig hat die Hochschule „ProTHM“ im November 2020 mit einer Bewerbung im Bund-Länder-Programm „FH Personal“ ins Leben gerufen: Die Frauen-Quote an der auf naturwissenschaftlich-technische Fächer ausgerichteten THM ist unter den Studierenden niedrig und unter den Lehrenden noch niedriger. Auf manche Stellenausschreibung geht nur eine niedrige einstellige Zahl Bewerbungen ein, oftmals rein männliche Runden – dabei werden qualifizierte Köpfe dringend benötigt. Doch um eine HAW-Professur anzutreten, braucht es viel praktische Berufserfahrung. Den Schritt aus einem Beruf in Industrie und Wirtschaft zurück an die Hochschulen wagen nur wenige Menschen.

Die THM möchte deshalb unter anderem junge „High Potentials“ bereits früh an den Karriereweg heranführen und an die Hochschule binden, rund 2,56 Millionen Euro stehen ihr dafür bis 2027 zur Verfügung. Drei Pfeiler sollen Flexibilität und Attraktivität des Karrierewegs HAW-Professur steigern, Neuberufenen den Einstieg und das Bleiben erleichtern und als ersten Schritt durch gezieltes Scouting qualifizierten Nachwuchs finden – mit besonderem Augenmerk auf Frauen.

Darum waren die Fachbereiche Anfang 2022 aufgefordert, durch Leistung und Engagement herausstechende Studentinnen für „ProTHM“ vorzuschlagen. Insgesamt 47 Nominierungen gab es für die erste Kohorte, 36 Frauen meldeten sich zum Start im Mai an, 23 durchliefen das Programm bis zum Schluss. „Wer kann sich jetzt tatsächlich eine Promotion und vielleicht mehr vorstellen?“, fragt Specht zum Abschluss – immerhin rund ein Drittel der Frauen meldet sich.

Freilich müssen sie dafür erst ihr Studium beenden. Zumeist befinden sich die Teilnehmerinnen des Programms in der zweiten Hälfte ihres Master-Studiums, es sind aber auch einige Bachelor-Studentinnen dabei. Sie haben ein dreiviertel Jahr lang Workshops besucht und Gespräche geführt mit Frauen – aber auch Männern wie etwa Präsident Prof. Dr. Matthias Willems –, um Grundsätzliches über das Berufsbild Professur zu erfahren, über die Vereinbarkeit mit der eigenen Familienplanung und auch darüber, wie sie sich in einem männlich dominierten Umfeld durchsetzen und persönliche Netzwerke zu ihrem Vorteil nutzen können.

„Im nächsten Durchgang hoffen wir nicht nur auf weitere gute Vorschläge aus den Fachbereichen, sondern wollen diesmal auch Doktoranden und Post-Docs ansprechen“, sagt Dr. Stefanie Klos, die „ProTHM“ administrativ verantwortet. Die Basis soll erweitert, das Programm noch stärker den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen angepasst werden. Damit Erfolge wie dieser selbstverständlich werden: Mindestens eine Teilnehmerin hat sich dank des Programms bereits fest zu einer Promotion in ihrem Fach – Bauwesen – entschieden.