Dass Oberstufenklassen in Laboren und Werkstätten der THM experimentieren und das Studieren probieren, ist nicht ungewöhnlich. Der Studiengang Biotechnologie/Biopharmazeutische Technologie des Fachbereichs Life Science Engineering (LSE) hat nun erstmalig eine vierte Klasse für praktische Naturwissenschaften begeistert.
Große Augen, raunendes „Oooh!“ und übermütige Freudenschreie – Physik und Chemie eignen sich hervorragend, um junge Menschen für die Welt der Wissenschaft zu begeistern. Mit diesem Ziel haben Prof. Dr. Denise Salzig und Dr. Christiane Elseberg vom Fachbereich LSE der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) ein Vormittagsprogramm erdacht, das sich an Grundschülerinnen und -schüler ab der dritten Klasse richtet. Erfolgreich getestet haben sie das Angebot mit einer vierten Klasse der Gießener Brüder-Grimm-Schule.
Die Schulklasse besuchte dafür den MINT-Space auf dem Gießener THM-Campus, der gemeinsam mit dem Medienzentrum Gießen-Vogelsberg betrieben wird. „Es kann aber genauso gut in THM-Laboren angeboten werden“, sagte Elseberg – oder direkt an Schulen. Denn die Experimente setzen nicht auf spezielle Chemikalien, sondern auf Haushaltsprodukte, allerdings kombiniert mit echter Laborausstattung wie Reagenzgläsern, Pipetten und Messzylindern. Durch die Haushaltsprodukte lassen sich die Experimente leicht nachmachen, auch ohne Chemielabor. „Wir wollen, dass die Kinder wortwörtlich ‚etwas mitnehmen‘ können“, sagte sie – und so gab es Arbeitsheftchen mit Experimentierkarten, die die Kinder zum Nachmachen erhielten.
Vier Experimente erlebten die Schülerinnen und Schüler nach einer kurzen Sicherheitseinweisung. Sie trugen Namen wie „Schlammvulkan“ oder „Fantastischer Bogen“. Die „Wunderblume“ hatten die Kinder auf Papier selbst gemalt, ausgeschnitten und gefaltet – im Wasser entfaltete sich die Blume zu ihrer ganzen Pracht. Was physikalisch dahinter steckt, erarbeiteten die jungen Forschenden spielerisch als Teamleistung.
„Wir möchten niederschwellig und mit Spaß an wissenschaftliches Arbeiten heranführen: Fragestellung, Materialzusammenstellung, Durchführung, Dokumentation der Ergebnisse“, erläuterte Salzig. Nach vier eigenen Experimenten und dem Höhepunkt – einer Lavalampe aus Wasser, Lebensmittelfarbe, Sonnenblumenöl und Brausetablette – gab es eine Urkunde: Die Viertklässler dürfen sich fortan „Junior-Forscher“ nennen.