Unterstützt durch Julius Schneekloth (l.), durften die Technikantinnen bei den Radon-Messungen selbst Hand anlegen und den Hammer schwingen. Foto: THMNach dem Abitur sofort zu wissen, was man studieren möchte, ist eine Herausforderung. Vor allem Frauen fällt die Entscheidung für ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium oftmals noch schwer. Orientierung bietet seit einigen Jahren das Hessen-Technikum, das die hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften anbieten. Im aktuellen Jahrgang haben sich sechs junge Frauen an der THM eingeschrieben. Das Technikum dauert ein halbes Jahr und behandelt fächerübergreifend viele Elemente eines Vollstudiums.

Bestandteil des Technikums ist es, auch andere Hochschulen kennenzulernen. So begrüßte die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) im November 21 Technikantinnen aus ganz Hessen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik sowie dem Hessischen Radonzentrum (HeRaz), das als Landesberatungsstelle der THM angegliedert ist. Die Einführung übernahm Dr. Benjamin Ebinger vom Fachbereich MNI. Er wurde durch Maschinenbau-Student Julius Schneekloth und Tatjana Laupenmühlen sowie Valentin Meisel vom Radonzentrum unterstützt.

„Ihr seid bestimmt alle naturwissenschaftlich interessiert und mögt Physik“, mutmaßte Ebinger und erntete zustimmendes Gemurmel der Frauen. Das passte, denn der Tag stand ganz im Zeichen von Radon. Das radioaktive Edelgas ist farb- und geschmacklos und entsteht im Boden durch natürlichen radioaktiven Zerfall. Mit der unterirdischen Luft oder in Wasser gelöst entweicht es aus Gesteinen und kann sich beispielsweise in Räumen anreichern. Das Einatmen kann die Wahrscheinlichkeit von Lungenkrebs erhöhen. Zum Schutz veranlasste die Arbeitsgruppe für Strahlenschutz am Fachbereich MNI bereits 750 Messungen von Radon in der Bodenluft.

Nach dieser physikalischen Einführung durften die jungen Frauen selbst aktiv werden. Eine Gruppe beschäftigte sich mit der Wissenschafts- und Risikokommunikation: Wie wird über Radon kommuniziert, zum Beispiel in sozialen Medien? Sie entwarfen beispielhafte Posts für Instagram. Diese können nun vom Hessischen Radonzentrum als Anregung genutzt werden.

Die andere Gruppe führte eigene Messungen im Freien durch. Dafür wurde zunächst an einer geeigneten Stelle ein schmales, etwa einen Meter tiefes Loch gebohrt. Die Frauen durften mit anpacken, den Hammer schwingen und die eingesetzte Stange durch Hebelwirkung wieder entfernen. Ihre Arbeit wurde belohnt: Das Ergebnis zeigte, dass die Werte indem Gebäude erfreulich niedrig sind und kaum über denen der Außenluft liegen. In der Bodenluft neben dem Gebäude maßen die Technikantinnen eine Radonaktivitätskonzentration im niedrigen bis mittleren Bereich, was für Gießen normal ist. Die Ergebnisse wurden später mit der anderen Gruppe diskutiert.

Abschließend berichtete Prof. Dr. Saskia Kraft-Bermuth über ihre Erfahrungen als Physikprofessorin am Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik. Sie beschrieb ihren Karriereweg in der Wissenschaft, wie es als Frau in einem männerdominierten Studiengang ist und welche Tipps sie jungen Frauen geben könne, die in die Wissenschaft wollen. So konnte sie den Technikantinnen Mut machen und auf deren Fragen eingehen.