Exkursion zum LindenGut – Impulse für verantwortungsvolle Führungskultur
Mitte Juni begaben sich die Studierenden des Studiengangs Betriebswirtschaft-Nachhaltigkeitsmanagement gemeinsam mit Studiengangsleiter Prof. Dr. Conrads auf Exkursion zum LindenGut in Dipperz bei Fulda. Ziel war es, im Rahmen des Moduls Business and Leadership Ethics nicht nur theoretische Konzepte werteorientierter Unternehmensführung zu diskutieren, sondern sie in der Praxis zu erleben.
Auf dem LindenGut, idyllisch am Fuße der Rhön gelegen, wurden die Teilnehmenden von Anja Lindner und Wolfgang Gutberlet empfangen. Gutberlet stammt aus der Gründerfamilie des Handelsunternehmens tegut… und übernahm 1973 die Geschäftsführung von seinem Vater Theodor Gutberlet. Über 36 Jahre hinweg prägte er das Unternehmen maßgeblich und entwickelte es zu einem Vorreiter im nachhaltigen Lebensmittelhandel. Bereits in den 1980er-Jahren setzte er konsequent auf ein ökologisch ausgerichtetes Sortiment – ein damals visionärer Schritt, der ihn zu einem der Pioniere der deutschen Bio-Branche machte. Heute betreibt tegut… über 300 Filialen, u.a. in Hessen, Thüringen und Bayern, mit einem Bio-Anteil von fast 30 Prozent – ein Wert, der die Vordenkerrolle des Unternehmens eindrucksvoll unterstreicht.

Nach seinem Rückzug aus der Unternehmensführung hat Wolfgang Gutberlet gemeinsam mit Anja Lindner das LindenGut zu einem außergewöhnlichen Inspirationsort des nachhaltigen Wirtschaftens aufgebaut. Der zertifizierte Demeter-Hof vereint biologische Landwirtschaft und Forstwirtschaft, eine eigene Bäckerei, Metzgerei und einen Hofladen mit einem klimaneutralen Bio-Hotel und einem Tagungszentrum. Es ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie ökologische, soziale und ökonomische Prinzipien im Einklang realisiert werden können.
Anja Lindner führte die Studierenden über das Gelände und erläuterte anschaulich, wie biodynamische Landwirtschaft in der Praxis funktioniert. Vom Aufbau gesunder Böden durch eigenen Kompost über den Obst- und Gemüseanbau bis zur artgerechten Tierhaltung konnten die Studierenden die Prinzipien einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft hautnah erleben. Besonders beeindruckend war der respektvolle Umgang mit den Tieren – von der Aufzucht bis zur Schlachtung und vollständigen Verwertung.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen folgte ein intensives Gespräch mit Wolfgang Gutberlet, das für viele zum Höhepunkt des Tages wurde. Mit seinem entwicklungsorientierten Führungsverständnis betonte er, dass im Zentrum seines unternehmerischen Handelns stets der Mensch stehe – nicht die Arbeit. "Erst der Mensch, dann die Arbeit", so eines seiner Leitmotive. Dabei gehe es um gegenseitige Wertschätzung, um lebenslanges Lernen und um die Fähigkeit, sich selbst und andere weiterzuentwickeln. Verantwortung zu übernehmen bedeute für ihn nicht Kontrolle, sondern Vertrauen und Dialog – ein deutlicher Kontrast zu klassisch hierarchischen Führungsstilen.
Die Studierenden traten inspiriert die Rückreise nach Gießen an – bereichert durch Einblicke in nachhaltiges Wirtschaften, neue Perspektiven auf Führung und den Wunsch, diesen Praxisaustausch in Zukunft weiterzuführen.
Text: Julian Conrads
Fotos: Julian Conrads, René Geller