Nachhaltigkeit eines Pionierunternehmens - Exkursion zu Werner & Mertz nach Mainz

Am 7. Januar 2025 fand im Rahmen des BWL-Kurses „Nachhaltigkeitsmanagement in der Praxis“ unter Organisation und Leitung von Prof. Dr. Isabell Lenz eine Exkursion zu Werner & Mertz – einem Pionierunternehmen der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft – statt. An der Exkursion nahmen auch Studierende des BWL-Nachhaltigkeitsmanagements aus dem 2. und 3. Semester statt sowie Prof. Dr. Julian Conrads und sein Doktorand Lauko Farhad.

Die Exkursion begann mit einer herzlichen Begrüßung und einer kurzen Vorstellung des Unternehmens durch Nathalie Schlimm, Referentin für Nachhaltigkeitsmanagement bei Werner & Mertz. Werner & Mertz gibt es seit mehr als 150 Jahren. 1867 wurde das Unternehmen als Wachswarenfabrik „Gebrüder Werner“ in Mainz gegründet. Heute produziert das Unternehmen ökologische und gleichzeitig leistungsstarke Reinigungs- und Waschmittel sowie Schuhpflegeprodukte. Bekannt ist das Familienunternehmen für die Marken Frosch, emsal, erdal und Green Care Professional. Das Logo des roten Froschkönigs wird seit den 80er Jahren um den Grünfrosch ergänzt, der die Marke Frosch zu einer echten grünen Vertrauensmarke machte.

Nachhaltige Produktion

Im Anschluss folgte eine Werksführung, die den dreißig Teilnehmenden die Produktionsprozesse von Werner & Mertz näherbrachte. Unter fachkundiger Leitung von Werksleiter Dr. Guido Gneist konnten sie die verschiedenen Fertigungsschritte und Anlagen kennen lernen, angefangen von der firmeneigenen Wasseraufbereitungs- und Abwasservorbehandlungsanlage, den Mischtanks, der Abfüllanlagen und der Verpackungsproduktion, die vor Ort von dem Verpackungsunternehmen ALPLA abgewickelt wird.

Nachhaltigkeitsstrategie von Werner & Mertz

Nach der Führung schilderte Frau Schlimm sehr eindrucksvoll die strategischen Schwerpunkte und erfolgreichen Maßnahmen von Werner & Mertz: Zum Beispiel ist das Gebäude der Hauptverwaltung in Mainz LEED Platin zertifiziert und mit Windkraft und Photovoltaik auf dem Dach ausgestattet. An den Produktionsstandorten in Mainz und Hallein betreibt das Unternehmen ein nach ISO 14001 und EMAS zertifiziertes Umweltmanagementsystem. Ein Ziel des Unternehmens ist es, mit allen wesentlichen Elementen der Produkte, d. h. bei Rezeptur, Verpackung und Produktion, mindestens eine Entwicklungsgeneration vor der bisherigen ökologischen Benchmark zu liegen – also immer deutlich besser als der Wettbewerb zu sein.

Verpackungsentwicklung

Frau Julia Knobloch, stellvertretende Leiterin der Verpackungsentwicklung, berichtete von der 2012 ins Leben gerufenen „Recyclat-Initiative“. Ziel ist es, dass Plastik aus der europäischen haushaltsnahen Sammlung wie dem Gelben Sack als Wertstoff wiederverwendet wird. Während viele Marktteilnehmer für ihre Verpackungen noch immer ausschließlich Recyclat aus PET-Flaschen nutzen, ist ein Großteil der Verpackungen bei Werner & Mertz mittlerweile zu 100 % aus Recyclat, davon zwischen 75 – 100 % aus haushaltsnahen Sammlungen, der Rest aus PET-Flaschen. Die Frosch-Originalflaschen bestehen schon zu 100 % aus Altplastik aus haushaltsnahen Sammlungen.

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Frau Knobloch erklärte den Studierenden weiterhin, dass Mischkunstoffe noch immer zur Realität vieler Verpackungen gehören und dadurch viel zu oft nur die thermische Verwertung in Frage kommt. Als Innovationstreiber hat Werner & Mertz den weltweit ersten vollständig recyclingfähigen Standbodenbeutel entwickelt. Durch eine Monomaterial-Verpackungslösung (Polyethylen) mit abnehmbarer Banderole können die Nachfüllbeutel mechanisch recycelt werden. 

Rezepturentwicklung

Die Studierenden erhielten weiterhin von Frau Monika Haas, fachliche Teamleiterin für Oberflächenreiniger, Einblick in die Entwicklung effektiver, umweltfreundlicher Rezepturen. Reinigungsmittel bestehen vor allem aus waschaktiven Substanzen (Tensiden), die Schmutz beim Waschen oder Reinigen im Wasser auflösen. Herkömmliche Putzmittel enthalten erdölbasierte Tenside oder Palmkernöl aus konventionellem Anbau, was die Biodiversität des Regenwalds zerstört. Werner & Mertz setzt auf die kontinuierliche Erhöhung des Anteils an Tensiden aus europäischen Ölpflanzen wie zum Beispiel Raps, Oliven, Flachs und Sonnenblumen. Frau Haas erklärte allerdings, dass die Tenside aus europäischen Ölpflanzen mit ihren eigenen Gerüchen aktuell nicht 1:1 das geruchsneutrale Palmkernöl ersetzen können. Werner & Mertz betreibt viel Forschungs- und Entwicklungsaufwand, damit der Anteil des Palmkernöls weiter sinkt, aber die Kunden ein weiterhin gut riechendes Putzmittel bekommen. Das Unternehmen unterstützt zudem den „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (RSPO), um den nachhaltigen Anbau von Palmöl zu fördern.

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Nachhaltigkeits- und Kundenkommunikation

Abgerundet wurde die Exkursion durch einen Vortrag zur Nachhaltigkeitskommunikation. Werner & Mertz setzt rigoros auf Transparenz und Authentizität. Frau Schlimm berichte von vielen interessanten Aspekten, von dem Nachhaltigkeitsbericht nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex, den Problemen bei der Vergleichbarkeit von CO2-Emissionen (Scope 3) und irreführenden Klimaneutral-Claims von Wettbewerbern, gegen die das Unternehmen auch gerichtlich vorgeht.

Die Exkursion zu Werner & Mertz war für die Studierenden eine wertvolle Gelegenheit, Einblicke in ein wahrhaftes Pionierunternehmen zu gewinnen, das eindrücklich zeigt, wie Nachhaltigkeit zum Erfolgsfaktor werden kann. Alle Themen knüpften wunderbar an die Nachhaltigkeitskurse des Fachbereichs Wirtschaft an. Wir danken Frau Schlimm und ihren Kollegen und Kolleginnen für diese herausragenden Einblicke und wertvollen Impulse.

 

Foto: Lily Rüppel

Abbildungen: Werner & Mertz