Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) fordert im Rahmen der QSL-Mittel-Vergabe eine Zuordnung der Projekte zu einem der vier im folgenden beschriebenen Leistungsbereiche. Exemplarisch wird für jeden Bereich ein aktuell gefördertes zentrales Projekt dargestellt.
Leistungsbereich 1: Verbesserung der Betreuungsintensität
Eine Verpflichtung für die Hochschulen besteht darin, Voraussetzungen zu schaffen, die es den Studierenden erlauben, in angemessener Zeit zum Studienerfolg zu kommen. In diesem Zusammenhang sind hier Maßnahmen zur Verbesserung der Studierfähigkeit von Studienanfänger/innen zu nennen. Weiterhin ist die Erhöhung der Anzahl an wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen und studentischen Hilfskräften ebenso von Bedeutung wie die Schaffung von zusätzlichen Seminaren, Übungen und Tutorien sowie von Exkursionen und Projektpraktika.
Beispiel für ein zentrales Projekt: Lernzentrum und Repetitorien Friedberg
Seit Jahren ist ein Trend erkennbar: Die Eingangskompetenzen der Studierenden – speziell in den Grundlagenfächern Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik – nehmen stetig ab. Ferner besteht aufgrund verschiedenartiger Hochschulzugangsberechtigungen die Problematik, dass Erstsemesterstudierende individuell sehr unterschiedliche Fachkompetenzen aufweisen. Diese Aspekte in Verbindung mit reduzierten Lehrkapazitäten in genannten Grundlagenfächern durch die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge und den in erheblichem Maße gestiegenen Studierendenzahlen führen dazu, dass die erforderlichen Fachkompetenzen bei einem Teil der Studierenden nicht ausreichend entwickelt werden können. An dieser Stelle wird individuelle Unterstützung für die betroffenen Studierenden benötigt.
Aus diesem Grund stellt das Lernzentrum in Friedberg, an dem die Fachbereiche IEM, M, MND, WI und MuK beteiligt sind, kapazitätsorientiert Lehrbeauftragte und Tutoren ein, die die Studierenden einzeln oder in Kleingruppen fachlich beraten und inhaltliche Fragen klären. Darüber hinaus werden von den Lehrbeauftragten und Tutoren bei vorhandenem Bedarf Repetitorien durchgeführt.
Das Ziel, welches mit diesem QSL-Projekt verfolgt wird, besteht darin, die Fachkompetenzen der Studierenden in den Grundlagenfächern Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik sowie in anderen bekannten Problemfächern zu verbessern. Im Ergebnis soll die Erfolgsquote in den entsprechenden Prüfungen erhöht sowie eine gute Basis für vertiefende Veranstaltungen in höheren Semestern gelegt werden. Dies wiederum dient dem übergeordneten Ziel, den Studierenden in angemessener Zeit zu einem erfolgreichen Abschluss zu verhelfen.
Leistungsbereich 2: Qualitätsmanagement in der Lehre
Die Hochschulen haben für die einzelnen Fächergruppen Qualitätsstandards zu definieren. Vor diesem Hintergrund sind an dieser Stelle vor allem Projekte zum Qualitätsmanagement von Relevanz. Darüber hinaus spielen z. B. Projekte zur Evaluierung der Lehre oder zur Qualifizierung und Fortbildung der Lehrkräfte eine Rolle.
Beispiel für ein zentrales Projekt: Lehrkompetenz
Eine der Anforderungen an der THM besteht darin, die Lehre sowohl unter dem Gesichtspunkt der Kompetenzorientierung als auch der Lernendenzentrierung weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund besteht seitens der Lehrenden verstärkt der Wunsch nach Unterstützung bei der Gestaltung von Lehrveranstaltungen.
Zur gewünschten Qualitätssteigerung der Lehre können einerseits didaktisch geschulte, studentische Tutor/innen und andererseits hochschuldidaktische Coaching-Maßnahmen einen wichtigen Beitrag leisten. Das hochschulweite QSL-Projekt „Lehrkompetenz“ des Zentrums für kooperatives Lehren und Lernen (ZekoLL) setzt genau an dieser Stelle an und umfasst die Umsetzung und kontinuierliche Weiterentwicklung eines Programms zur Tutorenqualifizierung sowie ein Angebot zum hochschuldidaktischen Coaching. Während die Tutorenqualifizierung dem Auf- und Ausbau von Schlüsselkompetenzen dient, zielt das hochschuldidaktische Coaching vielmehr auf die Weiterentwicklung der Lehrkompetenz von Lehrenden ab.
Zum einen verfolgt das Projekt das Ziel, die Lehrenden beim sog. „Shift from teaching to learning“ zu unterstützen. Hierbei geht es darum, dass die Aufgabe eines Lehrenden nicht darin bestehen sollte, ausschließlich Lehrinhalte zu präsentieren, sondern vielmehr den Lernprozess der Studierenden zu steuern und zu begleiten. Zum anderen sollen die Tutor/innen befähigt werden, unter Einbezug aktueller Lerntheorien Tutorien aktivierend zu gestalten. Die übergeordnete Zielsetzung besteht in dem Bestreben, durch die Maßnahmen des Projekts die Lehr-/Lernkultur an der THM gemäß den „Grundsätzen für gute Lehre“ langfristig positiv zu beeinflussen.
Leistungsbereich 3: Verbesserung der Infrastruktur der Lehre
Um die Lehrbedingungen an den Hochschulen zu optimieren, sind technische Maßnahmen notwendig. Dies umfasst bspw. die verbesserte Ausstattung der Hörsäle, Labore und Kursräume, die Ausweitung und Verbesserung des Raumangebots sowie bauliche Maßnahmen (u.a. für barrierefreies Studieren).
Beispiel für ein zentrales Projekt: Labor für TM und VS
Der Löbershof in Gießen fungierte bisher ausschließlich als Laborbühne für den Studiengang „Eventmanagement und -technik" des Fachbereichs MuK. Das durch QSL-Mittel finanzierte Projekt „Labor für TM & VS“ – unter Beteiligung der Fachbereiche BAU, ME, IEM und MuK – ermöglicht es, den Funktionsumfang des Löbershofs zu erweitern, indem es als Labor für Technische Mechanik (TM) und Vernetzte Sensortechnik (VS) nutzbar gemacht wird.
Zum diesem Zweck werden sowohl Tragwerke, die der temporären Befestigung von großen Lasten dienen, als auch Motoren zur Steuerung dieser Tragwerke installiert. Darüber hinaus werden Sensoren angebracht, welche der Bestimmung von Belastung und Dehnung dienen. Anschließend können mittels Software Experimente hinsichtlich der Belastung der Tragwerke durchgeführt und deren Auswirkungen aufgezeigt werden.
In der Lehre hat sich gezeigt, dass Studierende häufig Schwierigkeiten haben, sich die grafisch dargestellten und theoretisch erläuterten Vorgänge in Tragwerken vorzustellen. Diesem Problem soll entgegengewirkt werden, indem mit dem neuen Labor eine Möglichkeit geschaffen wird, die Kräfte, die innerhalb von Tragwerken wirken, sichtbar zu machen. Dadurch werden den Studierenden die Auswirkungen ihrer Berechnungen unter realen Bedingungen vor Augen geführt und sie werden in die Lage versetzt, diese besser zu verstehen. Auf diese Weise wird das Ziel verfolgt, die Lernziele durch praktische Experimente zu festigen, das Verständnis für die Wirkung von Kräften in Tragwerken zu schärfen und folglich positiv auf den Lern- und Studienerfolg einzuwirken.
Leistungsbereich 4: Verbesserung von Serviceleistungen und übergreifende Projekte
Die Hochschulen sind angehalten, die Beratung und Betreuung der Studierenden zu optimieren. Dazu gehören neben der Verbesserung verschiedenster Beratungsleistungen z.B. die Bereitstellung von Materialien oder verbesserte Serviceleistungen im Prüfungsbereich. Auch übergreifende Projekte, wie bspw. zur Internationalisierung oder Vereinbarkeit von Familie und Studium sowie zum E-Learning oder Campusmanagement sind diesem Leistungsbereich zugehörig.
Beispiel für ein zentrales Projekt: Internationales Buddy Programm
Ausländische Studierende haben zu Beginn Ihres Studiums oftmals mit Sprachbarrieren, Informationsdefiziten, einer fehlenden Willkommenspraxis der Kommunen oder auch der deutschen Bürokratie zu kämpfen. Darüber hinaus zeigt sich, dass es sich als schwierig erweisen kann, an der Hochschule Kontakt zu lokalen Mitstudierenden zu knüpfen. Isolation und Vereinsamung, aber auch der Rückzug in die eigene Community oder auf Dauer gar ein Studienabbruch sind häufig Folgen missglückter Integration von Studierenden aus dem Ausland.
Das Internationale Buddy Programm (IBP) des International Office (IO) verknüpft Integrations- sowie Betreuungsmaßnahmen und fördert die interkulturelle Gemeinschaft an der THM, indem neue internationale Studierende (Newcomer) mit erfahrenen THM-Studierenden (2. Semester und höher) oder Beschäftigten der THM (Oldies) zusammengeführt werden. Ein Semesterbegleitprogramm fördert in diesem Zusammenhang den Umgang mit den sich stellenden Herausforderungen interkultureller Begegnungen. Inhalt dieses begleitenden Programms sind: Interkulturelles Training, Buddy-Training, Evaluations- und Reflektionstreffen, Begegnungsprogramm sowie gemeinsame Exkursionen.
Das primäre Ziel dieses hochschulweiten QSL-Projekts besteht in der Erleichterung des Studieneinstiegs für internationale Erstsemesterstudierende, aber auch der Integration von internationalen Studienbewerber/innen, die sich noch in der Deutschlernphase befinden. Erfahrene THM-Studierende und Beschäftige der THM sollen hingegen eigene interkulturelle Erfahrungen sammeln und auf diese Weise ihre interkulturelle Kompetenz erweitern. Neben der Stärkung der sozialen und interkulturellen Kompetenzen aller Teilnehmenden und der Förderung des interkulturellen Miteinanders an der THM spielt der positive Einfluss auf den mittel- und langfristigen Studienerfolg der internationalen Studierenden eine bedeutsame Rolle.